Ausfahrt in der Mercedes B-Klasse mit 211 PS

Das falsche Herz

In ihrer kräftigsten Ausführung soll die B-Klasse auch Fans sportlicher Autos glücklich machen - 211 PS und 350 Nm sollen dabei helfen. Die Fahrleistungen sind gut, doch passt derart reichlich servierte Leistung überhaupt zur eher komfortablen B-Klasse? Wie fährt sich der B 250?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
Mercedes 26 Bilder
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

München, 10. Januar 2014 – Die aktuelle B-Klasse bekam bei ihrem Start 2011 eine schwere Aufgabe mit auf den Weg. Schließlich soll sie all jene bisherigen A-Klasse-Kunden an die Marke binden, die eine hohe Sitzposition und viel Raum bei kleinen Außenabmessungen zu schätzen wussten – was nicht ganz einfach ist, wenn man bedenkt, dass sie nur ein paar Zentimeter kürzer als ein aktueller VW Touran ist. In ihrer derzeit kräftigsten Ausführung soll die B-Klasse nun auch Fans sportlicher Autos glücklich machen. Wie fährt sich der B 250?

Mehr als nötig

Der aufgeladene Zweiliter-Vierzylinder bietet mit 211 PS und 350 Nm ähnlich viel Kraft wie der aktuelle VW Golf GTI. Das Fahrgefühl ist jedoch ein komplett anderes. Die angegebenen Fahrleistungen lassen einen rasanten Sportler erwarten: Die schnellste B-Klasse soll in 6,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen und bis zu 240 km/h erreichen. Nach einem kleinen Durchhänger geht es wirklich sehr kraftvoll voran, auch bei höheren Geschwindigkeiten oberhalb von 160 beschleunigt den B 250 so schnell keiner aus. Doch das ganze Wesen des Autos ist ein anderes: Allein schon durch die hohe Sitzposition ist die B-Klasse kein flotter Kurvenkönig. Auch die leichtgängige, etwas gefühllose Lenkung und das komfortabel abgestimmte Fahrwerk sprechen eine andere Sprache als der Antrieb. Der Wagen verleitet einfach überhaupt nicht dazu, es krachen zu lassen. Die Frage, ob es wirklich 211 PS in der B-Klasse sein müssen, ist schnell beantwortet: Nein, der B 200 mit 156 PS und 250 Nm ist mehr als ausreichend. Für die rund 6000 Euro zwischen den beiden Modellen findet sich in der Preisliste sinnvolleres als die starke Maschine.

Die sieben Gänge des Doppelkupplungsgetriebes werden nicht ganz so rasch gewechselt wie beim DSG von VW, was eigentlich nur dann stört, wenn der Fahrer den B 250 zur Eile treibt. Dann sind Verbrauchswerte zwischen 9 und 10 Litern die Regel, wir kamen insgesamt auf 8,5 Liter. Eine ruhige Tour über die Landstraße ergab laut Bordcomputer 7,4 Liter.

Windgeräusche

Die Verarbeitung ist bis in die hintersten Ecken des Innenraums ganz ausgezeichnet, was der Kunde angesichts der üblichen Mercedes-Preise auch zu Recht erwarten kann. Ein Fahrer mäkelte an ein paar Kunststoffen, die noch hochwertiger sein könnten – nun ja, ein S-Klasse-Interieur ist es zugegebenermaßen nicht. Störender empfanden viele die starken Windgeräusche ab etwa 150 km/h. Sie passen nicht zu dieser komfortablen Umgebung und unterstreichen, das rasen nicht die Sache der B-Klasse ist.