Übereifersucht

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In Laufkultur und Lärmentwicklung nehmen sich die beiden Generationen wenig, im Vorteil ist der Karl unterhalb 1500/min wegen der Ausgleichswelle. Der wesentliche Unterschied erscheint erst auf der Rechnung: Bei fast gleichen genutzten Fahrleistungen kostete uns der Karl unter den gleichen Bedingungen einen halben Liter weniger Benzin auf 100 Kilometer.

Die Gesundheit ist endlich

Auf welche Art man nachhaltig fahren möchte, muss man mit sich selbst ausmachen. Denn einerseits sind zwar die fossilen Energiequellen und die Erdatmosphäre endlich, was für den sparsameren Motor des Karl spräche. Die Gesundheit der Mitmenschen ist es aber auch, was wiederum ein Argument für den etwas weniger sparsamen Saugrohreinspritzer des alten Corsa wäre. Der Direkteinspritzer im Karl verbreitet ohne Partikelfilter gesundheitsschädlichen, kohlenwasserstoffbeladenen Feinststaub (nicht Feinstaub mit nur einem „st“, der vergleichsweise harmlos und auch in Form von Reifengummi, Rollsplittabrieb oder vom Acker unterwegs ist). Ändern wird sich das erst durch die Abgasnorm Euro 6c ab 2017, die Partikelfilter wohl auch für die meisten direkteinspritzenden Ottomotoren erzwingen wird.

Ins Bild des übereifrigen Fahrdynamik(vortäusch)ers passt das Interieur: Es ist das Versprechen auf Gediegenheitsebene – auf ein größeres Auto. Macht aber nichts. Wichtiger ist die Funktion, und auch hier kann man wenig meckern. Der Wagen bietet für normal Gewachsene genügend Raum, selbst bei besetzter Rückbank. Schalter und Bedienelemente liegen gut zur Hand, das recht kleine Lenkrad ist griffig, auch, wenn es sich nur in der Höhe verstellen lässt. Was mir, der ich gern in sportlicher Haltung (also eher steil gestellter Lehne) sitze, gar nicht gefällt, ist der Winkel, in den die Kopfstütze dann meinen Hals zwingt.

Weniger individuell, vielmehr ganz fundamental kritisiert gehört die zu kleine Heck- in Verbindung mit der zu schmalen hinteren Türscheibe. Hinter diese Ecke passt aus dem Blickwinkel des Fahrers ein ganzer Radfahrer – blöd beim beim Abbiegen. Wie es richtig geht – nein, einmal ging – zeigt wieder der alte Corsa mit seinem bis nach unten reichenden Seitenfenster hinter der C-Säule und einer breiten Heckscheibe. Der Karl ist nur ein weniger arges Beispiel für die großen Rückschritte bei der Übersicht zugunsten schnittiger Seitenlinien. Mit welchem Recht darf Mode (noch dazu eine zweifelhaft prätentiöse) vor Sicherheit gehen? Davon abgesehen ist der Überblick aus dem Karl so gut, dass eine Einparkhilfe überflüssig erscheint.