Der Stau ist mein Wohnzimmer

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Sichtbar ist das in einer modernen A-Klasse, der neuen C-Klasse, aber auch in den wichtigen Details. Es gibt 2014 zum Beispiel endlich ein Head-up-Display in der S-Klasse, bald auch in der neuen C-Klasse. Es hat zehn Jahre gedauert (BMW fing als erster deutscher Hersteller 2003 damit an), aber besser spät als nie.

Piepen als Lebenszeichen

Clemens Belle erklärt auch das, was ich mich schon immer gefragt habe: Wieso piept der Notbremser ständig, wenn ich ganz normal mit erlaubten 50 km/h eine kurvige Straße in Stuttgart entlangfahre, an der Autos parken? Die Antwort ist so einfach, dass es mir peinlich ist, nicht selber drauf gekommen zu sein: Weil es in so einer kurvigen Straße tatsächlich die Gefahr einer Kollision gibt, wenn der Fahrer nicht lenkt. Da der Fahrer ständig mit dem Blick der Straße folgt statt die Gefahren am Rand sieht wie die Software, fällt ihm das nicht weiter auf. Offenbar kann man die Pieperei beim derzeitigen Technikstand nicht sinnvoll reduzieren, denn wenn der Fahrer tatsächlich einmal nicht lenken sollte (zum Beispiel, weil er auf dem Rücksitz das Kind versorgt), soll sie ja eingreifen.

Die Einstellung der Empfindlichkeit ist dann eine Herstellersache, genauso wie bei den Totwinkelsensoren, die mich beim Abbiegen in bestimmte Straßen immer anpiepen, weil sie herunterhängende Äste für Autos halten, die auf dem Bürgersteig in meinem toten Winkel mitfahren. „Wir wollen die Systeme einerseits so einstellen, dass eine bestmögliche Funktion gewährleistet ist“, erklärt Clemens Belle. „Auf der anderen Seite sollen die Systeme möglichst wenig nerven, denn sonst schaltet der Kunde sie ab. Das ist nicht Sinn der Sache.“ Er beschreibt quasi mich. Wenn ein Auto das zweite Mal ohne nachvollziehbaren Grund piept, möchte ich mit dem Hammer seine Lautsprecher einschlagen. Herumpiepen untergräbt zudem mein zunächst grundsätzlich vorhandenes Vertrauen in die Funktion. Das Kind, das zu oft „Wolf“ ruft eben ... Herr Belle setzt eine nüchtern-praktische Sicht dagegen: „Mich stört das nicht, denn als Entwickler zeigt mir so ein Piepsignal, dass das System normal funktioniert.“

Nehmt ihnen das Lenkrad weg!

Dieses grundsätzliche Problem von „der Computer denkt, der Fahrer lenkt“ wird uns erst verlassen, wenn uns auch das Lenkrad in der Fahrerkabine verlässt. Wenn das Auto selber der Straße folgt, muss es nicht mehr hektisch piepen wegen der Parker, denn es weiß wie der menschliche Fahrer vorher, dass es gerade der Straße folgt – keine Probleme in Sicht. Der Stand der Technik in Versuchsfahrzeugen ist interessant, doch mich interessiert eher der Serienstand.