Im Nebel des Abgasskandals

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Solch einen Prüfstands-Modus braucht also jedes moderne Fahrzeug, weil man es sonst nicht messen kann. Die gemeinte Frage lautet also: Betrügen die nicht alle? Und die Antwort darauf wissen wir aktuell nicht. Bis jetzt wissen wir nur, dass ein 2014er BMW X5 im USA-Trimm reale Stichproben im erwarteten Bereich besteht, ein VW Jetta und ein Passat aber nicht. Das sind nur drei Autos. Jeder Hersteller hat natürlich bestritten, die Abgasgrenzwerte in dieser Form zu umgehen. Aber es werden jetzt auch andere Fahrzeuge gemessen. Hierauf wird es also wahrscheinlich in den nächsten Monaten ein paar Antworten geben. Monate deshalb, weil wasserdichte Tests lange dauern. Die Uni West Virginia fuhr fast 4000 Kilometer allein mit dem Passat.

Eine Prüfsituation ist in ihrer Art stets künstlich. Es liegt also nahe, einfach zwei Mappings abzustimmen: eins für die Prüfung, eins für den Kunden. Denn der Kunde, das sollten Fingerzeiger nicht vergessen, hat andere Anforderungen an sein Auto als die Allgemeinheit, die vom Gesetzgeber ja vertreten werden soll. Der Kunde muss bessere Abgaswerte bei Wartung, Anschaffung und Verbrauch bezahlen. Das ist unser gesellschaftlicher Konsens, weil wir die Atemluftqualität als wichtiges Gut bewerten, dem die persönliche Mobilität folglich Zugeständnisse machen soll. Doch weil die Idee zweier Mappings zu nahe liegt, verbietet aktuelle Gesetzgebung sie explizit. Im Clean Air Act steht unter "Prohibited Acts" (§ 7522):

[It is prohibited]

A) for any person to remove or render inoperative any device or element of design installed on or in a motor vehicle or motor vehicle engine in compliance with regulations under this subchapter prior to its sale and delivery to the ultimate purchaser, or for any person knowingly to remove or render inoperative any such device or element of design after such sale and delivery to the ultimate purchaser; or

B) for any person to manufacture or sell, or offer to sell, or install, any part or component intended for use with, or as part of, any motor vehicle or motor vehicle engine, where a principal effect of the part or component is to bypass, defeat, or render inoperative any device or element of design installed on or in a motor vehicle or motor vehicle engine in compliance with regulations under this subchapter, and where the person knows or should know that such part or component is being offered for sale or installed for such use or put to such use;

Das wirft die EPA Volkswagen vor (unter Variante B also einen Verstoß für jeden einzelnen Verkauf), und sie begründet mit dem Clean Air Act auch, dass ein solcherart konstruierter Motor in den USA nicht zulassungsfähig ist.