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Deutsche Mobility-Start-ups: Motor AI

Selbstfahrende, autonome Autos könnten zur nÀchsten Cash-Cow der Autohersteller werden. Mittendrin im Goldrush: Motor AI aus Berlin

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Elektroautos 4 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Bernd Kirchhahn

Jeder versteht etwas anderes unter einem autonomen Auto. Und weil das so ist, haben sich Europa und die USA auf einheitliche Definitionen verschiedener Stufen des autonomen Fahrens geeinigt. Sechs durchnummerierte Stufen gibt es. In der „Autonomiestufe 0“ ĂŒbernimmt der Fahrer alle Aufgaben, die klassischerweise zum Autofahren gehören. Assistenzsysteme wie ein Abstandsregeltempomat kommen in „Autonomiestufe 1“ hinzu.

Aktuell arbeitet die Industrie daran, „Autonomiestufe 3“ in den Alltag zu bringen. Hier kann das Auto beispielsweise selbststĂ€ndig den Blinker setzen und die Spur wechseln. Der Fahrer darf nebenbei andere Dinge tun, muss aber, eine bestimmte Vorwarnzeit vorausgesetzt, wieder lenken können.

„If-Then-Else-Autos“ – in Europa nicht zertifizierbar

Motor AI aber arbeitet an der Königsdisziplin. An den Autonomiestufen 4 (= Hochautomatisierung) und 5 (Vollautomatisierung). Bei beiden wird die FĂŒhrung des Fahrzeugs dauerhaft vom System ĂŒbernommen. Ziel der höchsten Stufe ist es, dass kein Fahrer mehr nötig ist. Ein Ziel wird eingegeben, das Auto fĂ€hrt los.

Konkurrenz gibt es theoretisch viel – Waymo, Momenta, Aurora, Argo 
 praktisch besteht zu denen jedoch ein enormer Unterschied. Deren Systeme basieren darauf, dass dem System Einzelfall fĂŒr Einzelfall, Fahrsituation fĂŒr Fahrsituation beigebracht wird. Trifft das Auto auf ein Verkehrsszenario, das nicht in der Datenbank hinterlegt ist, wird es daran scheitern. Einerseits.

Andererseits ist das Verhalten dieser Systeme nicht nachvollziehbar. Es basiert, stark vereinfacht gesagt, auf einer If-Then-Else-Programmierung, deren fahrerischer Output in einer uneinsehbaren Blackbox geregelt wird. Das wĂ€re, so Roy Uhlmann, einer der GrĂŒnder von Motor AI, in Europa nicht einmal zertifizierbar.

Und hier kommt Motor AI ins Spiel. Das Unternehmen möchte fĂŒr seine Technologie eine europaweit gĂŒltige ISO-Zertifizierung durch den TÜV. Die Grundlage dafĂŒr sind zusĂ€tzliche Lidar-Sensoren und kĂŒnstliche Intelligenz. Lidar-Sensoren, weil Kameras allein zu unprĂ€zise sind. Und eine kĂŒnstliche Intelligenz, weil deren Entscheidungen nachvollziehbar und reproduzierbar sein sollen. Dem System wird nicht stumpf eingepaukt, was alles passieren könnte, vielmehr darf es auf Grundlage der Sensoren selbst entscheiden.

NatĂŒrlich ist auch die kĂŒnstliche Intelligenz nicht unumstritten. Nicht zuletzt gilt Elon Musk als großer Gegner. Wie auch Stephen Hawking sieht er in einer zu intelligenten KI eine Bedrohung fĂŒr die Menschheit. Sein Unternehmen OpenAI beschĂ€ftigt sich mit Forschungen zu genau diesen Sorgen.

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Doch auch in dieser Hinsicht ist Roy Uhlmann engagiert. Er berĂ€t in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsche Startups auch die Enquete-Kommission KĂŒnstliche Intelligenz.

Interview mit Roy Uhlmann, MitgrĂŒnder und CEO von Motor Ai

Können Sie uns Ihre GeschÀftsidee in drei SÀtzen erlÀutern?
Motor Ai entwickelt die Intelligenz für autonome Fahrzeuge der Level 4 und 5, sprich Fahrzeuge die keinerlei menschliche Intervention oder Aufsicht benötigen. Motor Ai ist das einzige deutsche Startup für Autonomes Fahren und hat sich auf die Einhaltung der Sicherheits- und gesetzlichen Anforderungen der EuropĂ€ischen Union, im besonderen der Zertifizierung nach EU Regeln, spezialisiert. Das auf kognitiver Intelligenz basierende System ist in der Lage, Entscheidungen im komplexen Stadtverkehr zu treffen.

Wer ist Ihre Kundschaft?
Autohersteller sowie Personenverkehr-, Transport- und Logistikunternehmen.

Wer sind Ihre Konkurrenten und was haben Sie denen voraus?
Unsere wohl grĂ¶ĂŸten Konkurrenten sind Waymo aus den USA und Momenta Ai aus China. Die meisten Unternehmen im Bereich des Autonomen Fahren beziehen die sich auf einen anderen Ansatz zur KĂŒnstlichen Intelligenz (KI) als wir; hauptsĂ€chlich basieren solche auf Machine Learning und sind allesamt in Deutschland und Europaweit nicht zertifizierbar. Da wir kognitive KI anwenden, die im Gegensatz zu der KI unserer Konkurrenten einsehbar und nachvollziehbar ist, hĂ€lt unser System sich an die Rechtslage der EU. DarĂŒber hinaus ist unser System weitaus kosteneffizienter, da es nicht auf Millionen von gefahrenen Meilen und Szenarien trainiert werden muss. WĂ€hrend auslĂ€ndische Unternehmen sich von der Änderung unserer europĂ€ischen Gesetze Erfolg versprechen, hat Motor Ai mit dem Zertifizierungsprozess bereits begonnen.

Welche konkreten und praktischen Vorteile haben Ihre Kunden durch Ihr Produkt?
Unsere Technologie ist zwar fĂŒr Endkunden als sicheres autonomes Fahrprogramm erfahrbar, jedoch sind unsere direkten Kunden eher die Hersteller von Fahrzeugen und anderen Transportmitteln. Durch die starke KI, die wir entwickelt haben, können sich Transportwege effizienter, kostengĂŒnstiger, sicherer und pĂŒnktlicher gestalten. DarĂŒber hinaus werden sich vollkommen neue GeschĂ€ftsmodelle entwickeln.

Wie weit sind Sie mit der Verwirklichung und wo stehen Sie in fĂŒnf Jahren?
Wir testen unser System bereits in komplexen Verkehrssituationen im Straßenverkehr. Außerdem schließen wir Partnerschaften mit etablierten Unternehmen und bieten kundenspezifische Endprodukte an. In fĂŒnf Jahren werden wir ein TÜV-geprĂŒftes und versichertes autonomes Fahrzeug auf deutschen Straßen sehen. (fpi)