Wiederbelebter Sportsgeist

Die neue Ducati SuperSport

Sportliche Grüße aus Italien. In den 1990er Jahren war die Super Sport überaus erfolgreich, daran will Ducati wieder anknüpfen. Die neue Ducati SuperSport soll wieder Kunden in das rote Lager locken, die zwar gerne ein Sportmotorrad fahren, aber auch Alltagstauglichkeit erwarten

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Zweirad 15 Bilder
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • iga
Inhaltsverzeichnis

Köln, 19. Oktober 2016 – Ducati entsinnt sich endlich wieder der nicht ganz so sportlichen Fahrer, die aber gerne ein Sportmotorrad ihr eigen nennen würden. In den letzten zehn Jahren präsentierte der italienische Motorradhersteller diverse zweirädrige Extrem-Sportler, vergaß jedoch dabei, dass nicht jeder Kunde die Fitness eines Usain Bolt besitzt. Wer je auf einer Panigale gefahren ist, weiß wie es ist, permanent Liegestütze machen zu müssen und nach kurzer Zeit mit schmerzenden Rücken und verkrampften Unterarmen abzusteigen. Dieses Gerät macht nur Sinn auf der Rennstrecke und ist ungefähr so alltagstauglich wie ein Spike-Laufschuh von Mister Bolt.

Fürchterliche Nachfolgerin

Dabei hatte Ducati in den 1990er Jahren mit der 900 Super Sport – benannt nach ihrem legendären Sportbike aus den 1970er Jahren – ein überaus erfolgreiches und halbwegs alltagstaugliches Modell im Programm, und zwar unterhalb des Superbikes 916. Ein wunderschönes, vollverkleidetes Motorrad mit Gitterrohrrahmen und drehmomentstarkem V2, desmodromischer Ventilsteuerung und der typisch rasselnden Trockenkupplung. Vor allem aber ließ sie – im Vergleich zur 916 – eine etwas entspanntere Körperhaltung zu, was einfach aus einem höheren Lenker, einer niedrigeren Sitzbank und tiefer positionierten Fußrasten resultierte. Die Super Sport gab es im Laufe der Jahre in diversen Hubraumgrößen und fand viele Fans, die es nicht einmal störte, dass sie alles andere als zuverlässig war und unter Qualitätsproblemen litt – wie alle Ducatis damals. Dass die Super Sport schließlich aus dem Programm fiel, lag aber an dem Nachfolgemodell, das 1999 von Pierre Terblanche entworfen worden war. Die Linienführung sah so fürchterlich aus, dass selbst hartgesottene Ducatisti die neue Supersport rundweg ablehnten. Wegen mangelnder Verkaufszahlen stellte Ducati schließlich 2007 die Produktion ein und versäumte es, eine Nachfolgerin zu entwickeln.

Menschenwürdig erfolgreicher

Erst fast ein Jahrzehnt später hat der Hersteller aus Bologna ein Einsehen und präsentiert nun eine würdige Nachfolgerin, die SuperSport. Ohne Hinweis auf den Hubraum in der Namensgebung. Erst ein Blick ins Datenblatt klärt auf: 937 Kubikzentimeter. Damit orientiert sie sich an den 904 Kubikzentimetern ihrer Vorgängerin. Natürlich hat auch die Neue einen V2-Motor mit desmodromischer Ventilsteuerung und einen Gitterrohrrahmen (der aber leider durch die Vollverkleidung kaum sichtbar ist). Damit erschöpfen sich die Gemeinsamkeiten aber auch schon weitgehend, bis auf eben die menschenwürdigere Sitzposition. Dabei ergibt sich die komfortablere Haltung damals wie heute ganz simpel aus den höher ragenden Lenkerstummeln, einer Sitzhöhe von nur 810 mm und nicht ganz so hoch angebrachten Rasten.