Freie Radikale

Die neue KTM Duke Baureihe

KTM überraschte auf der EICMA mit dem Prototyp einer neuen Baureihe. Die radikal gestaltete 790 Duke wird zum erstmal in der Firmengeschichte einen Reihenzweizylinder bekommen. Sie soll sehr kompakt, sehr leicht und sehr handlich werden

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  • iga
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Was ist das Erfolgsrezept von KTM, einer Firma, die 1992 pleite war und dann einen märchenhaften Aufstieg zum stückzahlenmäßig größten Motorradhersteller Europas erlebte? Zum einen ist das natürlich der geschickten Geschäftsführung des Besitzers Stefan Pierer mit seiner „Ready to Race“-Philosophie zu verdanken und dem unendlichen Fleiß der Mitarbeiter in Mattighofen. Einen entscheidenden Beitrag hat aber Gerald Kiska geleistet.

Seit dem Neustart ist er verantwortlich für das Design. Dabei ließ Kiska sich nie vom Mainstream leiten, sondern wollte den Motorrädern immer eine Eigenständigkeit verleihen. Die Optik musste nicht jedem gefallen, sie war oft sehr kantig und manchmal gewöhnungsbedürftig. Aber das Wichtigste beim Entwurf war für Kiska immer, dass das Motorrad direkt als KTM erkannt wurde. Die erste Duke von 1994 mit ihrem Doppelscheinwerfer in der kleinen Maske empfanden zum Beispiel viele Kritiker zunächst als „insektenhaft“, heute gilt sie als richtungsweisend. Sie trug auch als erster Jahrgang die neue Markenfarbe orange, das sich bis in die Gegenwart an allen Modellen gehalten hat.

Kiska gestaltet nicht nur Motorräder. Der Designer aus Salzburg hat namhafte Auftraggeber aus allen Sparten und scheut sich vor keinem Produkt, egal ob Turnschuh, Fernglas, Glasflasche oder Ski. Doch Gerald Kiska ist Motorradenthusiast und das merkt man den Modellen von KTM und seit 2012 auch Husqvarna an, die Pierer damals aufkaufte, und die nun ebenfalls in Mattighofen vom Band laufen.

Kiska Design will modern sein – und radikal. Dabei ist er ziemlich frei in seinen Gestaltungen, alte Zöpfe schneidet er gnadenlos ab. Eine KTM musste lange Zeit die Botschaft verkünden: keine Kompromisse. Mit der 1290 Super Adventure R und der Super Duke GT wurde diese Vorgabe zum ersten Mal aufgeweicht. Bei einem Sport-Tourer muss man halt gewisse Zugeständnisse an Komfort und Luxus machen. Um aber keine Diskussionen über ihre Sportlichkeit aufkommen zu lassen, bekamen sie eine Überdosis an PS verpasst. Bei 160 bzw. 173 PS fragt keiner mehr zweifelnd, ob dieses Motorrad noch das „Ready-to-Race“-Motto verkörpert.

Ein Reihenzweizylinder für die Mittelklasse

Jeder Generationenwechsel bei KTM ging mit einem neuen Look einher, meist war er noch aggressiver als beim Vorgängermodell. Doch wie geht Kiska bei einer völlig neuen Baureihe vor? KTM wird zukünftig einen Zweizylinder-Reihenmotor bauen. Ihre guten Ruf hat sich die Marke bekanntlich im Offroad-Sport erarbeitet, und daher war das erste Jahrzehnt unter Pierer ausschließlich von Einzylinder-Modellen geprägt, danach wollte man das Programm nach oben ausbauen und konstruierte einen V2-Motor. Mit beiden Baureihen ist KTM bis heute sehr erfolgreich, doch vor geraumer Zeit fiel die Entscheidung, dass man in der Mittelklasse nicht ausreichend vertreten und der legendäre LC4-Einzylinder mit 690 cm3 inzwischen an seine Grenzen gestoßen sei.