Ducati V4 Desmosedici Stradale

Inhaltsverzeichnis

Die von Ducati veröffentlichten Leistungsdaten für den straßenzugelassenen V4 übertrumpfen die Konkurrenz: 155 kW (210,7 PS) bei 13.000/min, über 120 Nm Drehmoment von 8500 bis 12.250/min. Die Bohrung beträgt 81,0 mm – exakt das Maß des MotoGP-Motors von Ducati – und der Hub 53,5 mm, die Verdichtung 14:1. Die Ansaugtrichter sind variabel und werden bei steigender Drehzahl länger für eine bessere Leistungsausbeute. Selbstverständlich bleibt Ducati auch beim V4 der desmodromischen Ventilsteuerung treu, die Drehzahlgrenze soll erst bei 14.000/min liegen. Die Kurbelwelle rotiert gegenläufig zu der Drehrichtung der Räder, was dem Motorrad schnellere Richtungswechsel ermöglichen soll.

Big-Bang-Motor

Die Entwickler legten großen Wert darauf, dass der neue Vierzylinder sehr kompakt und schmal geriet, um die alten V2-Fans bei der Stange zu halten. Der V4-Motor mit 90 Grad Zylinderwinkel wurde um 42 Grad nach hinten geneigt. Das gleicht die Massenkräfte erster Ordnung aus, optimiert die Gewichtsverteilung, erlaubt den Einbau größerer Kühler und bringt den Schwingendrehpunkt so weit nach vorne wie möglich. Der Hubzapfenversatz der Kurbelwelle beträgt wie bei der MotoGP-Maschine 70 Grad mit einer „Twin Pulse“-Zündfolge, die eine gut kontrollierbarer Leistungsentfaltung und viel Traktion am Kurvenausgang verspricht, ein sogenannter „Big Bang“-Motor, ähnlich einem Reihenmotor mit Crossplane-Kurbelwelle wie in der Yamaha MT-10 also. Ducati gibt an, dass der Desmosedici Stradale 64,5 kg wiegt und damit nur 2,2 Kilogramm mehr als der 1285-cm3-V2 der Panigale. Das obere Teil des Motorgehäuses und die beiden Zylinderbänke sowie das dazwischen liegende Wasserpumpengehäuse bestehen aus einem Gussteil. Das Getriebe wird über einen Quickshifter zum Hoch- und Runterschalten verfügen.

Design nah an der Panigale

Kurz vor dem GP in Misano hat Ducati dort den neuen V4-Motor vorgestellt, allerdings ohne das dazugehörige Motorrad. Doch im Smartphone-Zeitalter lässt sich kaum etwas geheim halten, und so kursierten bereits vor Wochen einige Erlkönig-Fotos und nun auch ein Schnappschuss aus einer Box an irgendeiner Rennstrecke, auf dem das anscheinend schon fertige Straßenmodell zu sehen ist. Das Design des V4-Motorrads bleibt sehr nah an der 1299 Panigale. Eine aggressive Linienführung der Vollverkleidung, Doppelscheinwerfer, Einarmschwinge und ein sehr knappes Heck waren schon Merkmale der Vorgängerin. Allerdings ist der Rahmen jetzt zwangsläufig breiter, um den V4 einzuschließen und die Vollverkleidung geht teilweise in den Tank über. Ein kurzer, kompakter Auspuff ragt unter dem Motor hervor, der Auspuffsammler geriet entsprechend groß, verschwindet aber geschickt hinter der Verkleidung. Das Federbein liegt jetzt zentral und nicht mehr auf der linken Seite.

Superbike kommt 2018

Das neue Sportmotorrad soll am fünften November auf der EICMA in Mailand vorgestellt werden und 2018 in den Verkauf gehen. Die fulminante R-Version folgt möglicherweise erst ein Jahr später. Sie wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Zweiarmschwinge besitzen, weil die Rennteams das wünschen. Eine Einarmschwinge mag eindrucksvoll aussehen, wiegt aber mehr und verfügt auch nicht über die Flexibilität, die die Renn-Ingenieure gerne hätten. Die Rennversion dürfte nach Expertenmeinung für weit über 220 PS gut sein, was eine große Herausforderung an den Rahmen und die Schwinge stellt.

Zunächst kommt der Desmosedici Stradale im Superbike zum Einsatz, doch dürften zukünftig auch weitere Modelle in den Genuss des neuen V4-Motors kommen. Eine Multistrada oder Diavel könnten mit einem kräftigen Vierzylinder die Konkurrenz in Schach halten. Ducati hat im Wettrüsten eine neue Runde eingeläutet. (fpi)