Ducati kooperiert mit Hero

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Entwickelt würden die Modelle bei Ducati in Bologna, gebaut bei Hero in Indien, wo die Lohnkosten erheblich unter denen der Italiener liegen. Hero möchte auf Basis der Ducatis eigene Ableger entwickeln. Es wären die Top-Modelle in Sachen Hubraum und Technik der indischen Marke. Im Gegensatz zu den bisherigen indisch-europäischen Joint-Ventures sollen die Ducatis aber nicht über das eigene, nur sehr spärlich vorhandene Vertriebsnetz in Indien verkauft werden, sondern das Hero-Händlernetz nutzen, das über 6500 Niederlassungen in dem riesigen Land verfügt. Was aber wohl die Aufwertung der zukünftigen ausgewählten Hero-Ducati-Ladenlokale erforderlich machen würde. Wenn man die aufwendigen Ducati-Flagship-Stores in Europa kennt, dürften einige Investitionen in Indien fällig werden.

Hero ist Marktführer in Indien

Wer jetzt glaubt, dass Ducati in dem Deal die dominante Rolle einnimmt, täuscht sich. Hero entstand erst 1984, auch damals schon als Joint-Venture zwischen dem Fahrradhersteller Hero Cycles und dem Motorradhersteller Honda. Die Zusammenarbeit endete 2011 mit dem Verkauf der Honda-Anteile an Hero, die zu dem Zeitpunkt bereits Marktführer in Indien waren. Die Hero MotoCorp produzierte im letzten Geschäftsjahr 7,59 Millionen Motorräder und Roller und erzielte einen Umsatz von 3,91 Milliarden Euro – Ducati kam 2017 gerade Mal auf 736 Millionen Euro Umsatz. Hero exportiert seine Motorräder in 37 Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. Durch die Gemeinschaftsproduktion mit Ducati dürften sich die Hero-Verkaufszahlen noch deutlich steigern, zumal moderne Technik Einzug halten würde. Die indische Marke hat sich das Ziel gesetzt, bis 2020 seine Motorradproduktion auf 11 Millionen Stück pro Jahr zu erhöhen.

Ducati würde wachsen

Doch auch Ducati würde seine Verkaufszahlen sicherlich deutlich steigern, im letzten Jahr lagen sie bei 55.871 Motorrädern, aber wenn die kleinen Bikes in Indien auf dem Markt wären, könnte die 100.000-Marke durchaus übersprungen werden. Die sportlichen Erfolge der Marke im MotoGP und Superbike sind auch in Indien bekannt und würden ein schlagkräftiges Verkaufsargument sein.

Noch im vergangenen Jahr hatte die Geschäftsführung des Volkswagen-Konzerns – zu dem Ducati gehört – unauffällig nach einem Käufer für die italienische Motorradmarke gesucht. Erst als der übergangene Betriebsrat davon Wind bekam, ließ er die Verhandlungen empört stoppen. Tatsächlich sollen einige indische Motorradmarken sehr an Ducati interessiert gewesen sein. Jetzt trifft sich der italienische Motorradhersteller auf Augenhöhe mit Hero und baut gemeinsam Modelle, von denen beide Seiten profitieren. (mfz)