E10-Chaos: Schuld sind immer die anderen

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Der Verband der Mineralölwirtschaft wiederum verweist auf die Autobauer: "Wir sind nicht in der Lage, eine kompetente Auskunft zu geben", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Klaus Picard, am Montagmorgen im Bayerischen Rundfunk. Bei Problemen könnten deshalb nur die Hersteller haften. Die Mineralölwirtschaft sieht er in einer undankbaren Situation: "Wir müssen die Vorgaben der Politik gegen den Wunsch der breiten Bevölkerung umsetzen." Problematischer als der Informationsmangel sei die fehlende Akzeptanz von E10. Den ökologischen Nutzen des Biosprits nannte Picard "sicherlich gering".

"E10 ist unausgegoren"

Die Grünen sehen die Schuld an dem E10-Chaos bei der Regierung und fordern Konsequenzen: "Es geht nicht nur um eine katastrophale Informationspanne der Bundesregierung, sondern es geht auch darum, dass das E-10-Konzept der Bundesregierung gescheitert ist", sagte Grünen-Parteichef Cem Özdemir der Rheinischen Post (Montag). Er bedauerte, dass der nötige Beitrag des Verkehrs zum Klimaschutz nun ausfalle. E10 sei eine unausgegorene Antwort gewesen.

Eifrige E10-Verteidiger

Allerdings stellt sich die Frage, ob sich die Autofahrer mit besserer Information noch für das Super Benzin begeistern lassen, zumal die Klimabilanz von E10 umstritten ist. ifo-Chef Hans-Werner Sinn zum Beispiel prangert Biosprit als teuren Irrweg an. Obwohl die Konkurrenz Tank und Teller von der Regierung bestritten wird, malt die Nahrungsmittelindustrie bereits das Schreckgespenst steigender Lebensmittelpreise wegen E10 an die Wand – weil es für Landwirte oft attraktiver ist, Weizen, Mais oder Zuckerrüben für die Ethanolproduktion zu verkaufen. Auch deshalb gehört der Bauernverband derzeit zu den besonders eifrigen E10-Verteidigern. Der Verband der Biokraftstoffindustrie (VDB) betont, dass die Getreidekosten bei einem Brot nur etwas über vier Prozent des Endpreises betragen.

Geringerer Energiegehalt

Jede Seite führt Studien pro und contra Biokraftstoffe an – insgesamt sind die Bürger anders als bei grünen Energieträgern wie Windkraft oder Biogasanlagen hiervon weniger überzeugt, auch weil es um ihr liebstes Gut, das Auto, geht. Sie zweifeln, dass wirklich 93 Prozent der Autos E10 vertragen. Und dann gibt es noch einen Aspekt, der vielen begeisterten Autofahren überhaupt nicht passt: Ethanol hat nur etwa zwei Drittel des Energiegehalts von Benzin. Im Vergleich zu E5 liegt der Verbrauch theoretisch um etwa 1,5 Prozent höher und die Maximalleistung geht zurück.