Die Kunden wollen E10 nicht haben – man kann es ihnen nicht verübeln

E10-Chaos: Schuld sind immer die anderen

Das Chaos ist perfekt: Einmal heißt es, die meisten Autos vertragen E10-Sprit, dann äußern Techniker wieder Zweifel. Mittlerweile kennt sich beim Thema Biosprit-Verträglichkeit kaum jemand mehr aus

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  • sle/ggo
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Hannover, 7. März 2011 – Mit ihrer Ankündigung, bei der Produktion von E10-Kraftstoff eine Pause einzulegen, hat die Mineralölindustrie eine Diskussion in Gang gebracht, in der viele etwas zu sagen haben – und Schuldige fast durchweg bei den anderen gesucht werden. Die Teilnehmer der Debattierrunde sind Bundesministerien, Automobilhersteller, der Automobilclub ADAC, Mineralölindustrie, E10-Produzenten und Umweltverbände.

Kondenswasser im Öl

Einen vorläufigen Höhepunkt setzte die Welt am Sonntag, die den BMW-Entwickler Thomas Brüner mit der Einschätzung zitierte, dass Motoren durch E10 stärker belastet werden könnten als bislang vermutet. "Das Wasser kondensiert aus den Verbrennungsgasen und gelangt ins Öl, das dadurch verdünnt wird und schneller altert", sagte Brüner der Zeitung. Daher könne es sein, dass Ölwechselintervalle verkürzt werden müssten.

Kommando zurück

BMW war von dem Bericht offenbar wenig begeistert, denn bereits am Sonntag abend kam das Dementi: "BMW unterstützt die Einführung von E10 Superkraftstoff in Deutschland. Dies entspricht auch der unter Einbindung von BMW und der Automobilindustrie während des Gesetzgebungsverfahren getroffenen Entscheidung." Die Aussagen von Herrn Brüner hätten sich ausdrücklich nicht auf Länder mit Kraftstoffqualitäten wie die in der EU verwendeten bezogen, sondern auf Länder mit deutlich minderwertigen Kraftstoffqualitäten. "Entgegen aktueller, anderslautender Medienberichte bekräftigen wir unsere Aussage, dass grundsätzlich in allen BMW-Pkw-Modellen sämtlicher Baujahre der unbedenkliche Einsatz von E10-Kraftstoffen möglich ist."

Ein überraschter Minister

Die Skepsis der Autofahrer dürfte das nicht völlig beseitigen, zumal die Äußerungen von Thomas Brüner nicht so überraschend kommen, wie es Wirtschaftsminister Rainer Brüderle am Sonntag darstellte. Er sei irritiert gewesen von den Aussagen, offenbar seien viele Informationen (von der Industrie) nicht weitergegeben worden. "Es ist Aufgabe der Mineralölwirtschaft, ihre Kunden über das zu informieren, was sie verkaufen" und "die Fahrzeughersteller müssen klare Auskunft darüber geben, ob E10 für die Motoren geeignet sind, die sie verkaufen."