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München, 18. Juli 2014 – Mit der Limousine hat Mercedes es vorgemacht – nun folgt die Kombi-Variante: Die Schwaben rücken ihre Mittelklasse optisch deutlich näher als bislang an das Flaggschiff S-Klasse. Sechs von zehn verkauften C-Klasse-Modellen wurden bisher als Kombi ausgeliefert. Die Chancen dafür, dass dies so bleibt, scheinen gut zu sein, denn Mercedes hat mit dem neuen T-Modell die bessere C-Klasse erst jetzt ins Programm genommen. Wir waren mit dem vorerst kräftigsten Diesel unterwegs.

Das Eckige muss ins Runde

Die schräge Hecklinie ist zwar hübsch und dynamisch anzusehen – quadratisch, praktisch, gut können aber andere Kombis besser. In der C-Klasse geht relativ viel Laderaum verloren, weil längst nicht jedes große Eckige in das halbrunde Heck passt. Der Raumgewinn ist bei der neuen T-Modellreihe trotz eines Längenzuwachses von insgesamt zehn Zentimetern auf nun 4,70 Meter und einem Mehr von acht Zentimeter beim Radstand eher bescheiden. Mit 490 Litern passen gerade mal fünf Liter mehr rein. Und wer die Rückbank umklappt, kann bis zu 1510 Liter einladen- ein Plus von zehn Litern zum Vorgänger. Der neue VW Passat Variant beispielsweise bietet da mit 650/1780 Liter Fassungsvermögen deutlich mehr. Aber Daimler sieht den C-Klasse-Kombi ohnehin eher als Lifestyler denn als Arbeitstier.

Ein Mercedes gehörte noch nie zu den günstigen Autos. Die aktuelle C-Klasse wird ihrem stolzen Preis im Innenraum zumindest ansatzweise gerecht: Feine Materialien, wohin das Auge blickt, weiches Leder, auf dem man auch lange Strecken weitgehend ermüdungsfrei hinter sich bringt, Knöpfe, die satt einrasten - selbst da wo man noch auf Plastik trifft, ist es hochwertiges. Innen ist der Kombi mit der Limousine bis zur B-Säule nahezu identisch. Hinten finden auch Erwachsene noch halbwegs ausreichend Platz – in der C-Klasse bislang keine Selbstverständlichkeit. Die Kopffreiheit ist trotz der abfallenden Dachlinie überraschend großzügig. Dennoch: Für ein 4,70 m langes Auto ist das Raumangebot nicht berauschend.

Diesel mit 500 Nm

Zum Einstand besteht erst einmal die Wahl zwischen zwei Diesel- und drei Benzinmotoren. Die Leistungspalette reicht vorerst von 115 kW/156 PS bis 155 kW/211 PS. Der C 250 Bluetec T bringt üppige 150 kW/204 PS und ein maximales Drehmoment von 500 Nm ab 1600/min mit. Im Alltag dürfte man angesichts der deutschen Verkehrsdichte nur selten das komplette Potenzial nutzen können. Überholmanöver sind flink absolviert, nur die Automatik könnte noch spontaner reagieren. Im Stand läuft die Maschine etwas rau, beim Fahrer ist sie dagegen kaum noch zu hören.

Mit allerhand Maßnahmen nicht nur am Motor selbst hat Mercedes den Verbrauch der C-Klasse-Kombis zumindest im NEFZ um durchschnittlich 20 Prozent gesenkt. Der Alu-Anteil an der Karosserie etwa liegt nun bei knapp 50 Prozent. Dazu kommen Start-Stopp-Funktion, Rekuperation und eine „aktive Aerodynamik“. Im NEFZ gibt sich der Diesel-C 250-Kombi mit 4,5 Litern auf 100 Kilometern zufrieden. Beim ersten längeren Ausflug pendelte der Bordcomputer real eher zwischen 5 und 6 Litern.

Helfer

Das freistehende Display, das Touchpad und der Drehknopf zu Bedienung auf der Mittelkonsole sind von der Limousine bekannt. Dazu kommen Helferlein und Assistenzsysteme, die an die S-Klasse erinnern und aus dem Zubehörkatalog fast schon ein kleines Taschenbuch machen. Das „Connect me“-System, mit dem sich über das Smartphone Türen verschließen, der Tankstand abfragen oder die Standheizung aktivieren lassen. Außerdem – und ohne Anspruch auf Vollständigkeit – Tempomat mit automatischem Abstandsregler, Lenk-, Spurhalte-, Kreuzungs- oder Totwinkelassistent, serienmäßig „Attention Assist“ und „Collision Prevention Assist Plus“, wie es auf Marketing-Deutsch heißt und mit dem der Wagen bis zu einer Geschwindigkeit von 200 km/h eine Teilbremsung vollkommen autonom einleiten kann. Mit dem Stop-and-Go-Piloten folgt die C-Klasse selbstständig einem vorausfahrenden Auto.

Festzuhalten bleibt: Man war noch nie in einer C-Klasse so komfortabel und stressfrei unterwegs. Für knapp 1500 Euro lässt sich statt des serienmäßigen Fahrwerks eine Luftfederung mit stufenloser Dämpfungsregelung ordern. Im Comfort-Modus gleitet der Kombi damit auch auf rauen Straßen wie ein fliegender Teppich dahin. Stöße? Gibt's nicht. Unbotmäßige Reaktionen auf Lastwechsel? Auch nicht.

Wer es lieber etwas ruppiger haben will, der wählt als Fahrmodus Sport oder Sport+ aus. Überhaupt das Fahrwerk: Damit hat Mercedes ganze Arbeit geleistet. Der zwar um gut 65 Kilogramm abgespeckte aber immer noch knapp 1,6 Tonnen schwere Kombi ist kaum mal aus der Ruhe zu kriegen. Sicher und stoisch geht es ohne viele Lenkkorrekturen geradeaus und ebenso sicher um Kurven.

Gibt's nicht wenigstens irgendetwas zu meckern? Wenig. Die Lenkung zum Beispiel. Sie ist zwar präzise, aber vermittelt wie bei Mercedes üblich ein synthetisches Lenkgefühl mit wenig Rückmeldung von der Straße. Oder das Handschuhfach – wer diesen Öffnungsmechanismus entwickelt hat, gehört mit Auf- und Zuklappen nicht unter sechs Monaten bestraft.

Und natürlich der Preis. Da beginnt die Skala für den C 180 T bei 35.224 Euro - kaum mehr als bisher. Doch Mercedes bleibt sich treu: Die Liste der Sonderausstattungen ist lang, und kaum ein Kunde wird die C-Klasse nackt bestellen. Wir empfehlen zumindest die beim großen Diesel serienmäßige Automatik auch für die anderen Maschinen. Auch das Soundsystem von Burmester ist eine Überlegung wert.