Wie fährt sich das sportliche Spitzenmodell heute?

Ein Ausflug im Ford Sierra XR4i von 1983

Der Ford Sierra wurde auf dem Pariser Autosalon 1982 vorgestellt, dass sportliche Topmodell XR4i folgte ein halbes Jahr später. 150 PS aus 2,8 Litern Hubraum sorgten für flotte Fahrleistungen. Wir konnten den Sportler ausprobieren

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Oberding, 26. Oktober 2012 – Als der Ford Sierra im September 1982 auf dem Pariser Autosalon offiziell vorgestellt wurde, sorgte sein Design für heftige Diskussionen. Ford hatte mit dem Modellwechsel nicht nur den biederen Taunus beerdigt, sondern schien mit einem mal in der Zukunft gelandet zu sein. Sein Design war umstritten, aber durchaus modisch. Dazu muss man sich in Erinnerung rufen, was die Konkurrenz zu jener Zeit anbot: BMW mit dem Dreier der zweiten Generation oder ein Audi 80 wirkten optisch deutlich älter.

Radikaler Wechsel

Größer hätte der Kontrast zum Vorgänger nicht sein können. Auf die Stufenheck-Limousine Taunus folgte ein rundliches Fließheck mit einem cW-Wert von 0,34. Integrierte Scheinwerfer und Stoßfänger sorgten für ein futuristisches Erscheinungsbild des Fünftürers mit „Aero-Heck“, wie Ford das moderne Hinterteil nannte. Immerhin bot sich unter der Haube ein weitestgehend gewohnter Anblick: ein Saugdiesel mit 67 PS aus 2,3 Litern Hubraum sowie Benziner mit 75 bis 150 PS aus vier und sechs Zylindern.

Schon bei der Entwicklung des Sierra Ende der 1970er-Jahre stand der heute wieder propagierte Weltauto-Gedanke auf dem Plan. Insgesamt vier Designstudios von Köln bis Detroit sammelten ihre Ideen für die neue Mittelklasse, seinerzeit aus Tarngründen noch „Linda“ genannt. Auf die Dame mit vielen Vätern folgte schließlich „Toni“, die endgültige Sierra-Entwicklung in Köln. Gerüchte über ein ungewöhnliches Design gingen durch die Presse, auf der IAA im September 1981 zeigte die Studie „Probe III“ schon recht seriennah, wohin der Hase läuft, die offizielle Vorstellung des Sierra war dann auf dem Pariser Autosalon 1982.

Zum Genfer Autosalon im März 1983 zündete Ford die vorerst stärkste Sierra-Stufe: Im nur dreitürig angebotenen XR4i sorgte ein 2,8-Liter-Sechszylinder mit Einspritzung und 150 PS für lebendige Fahrleistungen. Heute dürfte die deutsche Diesel-Nation darüber milde lächeln, doch seinerzeit waren 210 Spitze und 8,4 Sekunden von null auf hundert noch echte Ansagen. So verwundert es auch nicht, dass Ford im XR4i-Prospekt verkündete: „Erleben Sie, was Fahren heißt“.

Flügel-Show

Heute wirkt sein rundes Design nicht mehr so ungewohnt wie einst, sondern eher sachlich und ausgewogen. Trotzdem hält kein Betrachter den Sierra für einen Oldtimer. So kommt der Aha-Effekt erst bei näherem Nachdenken: Der Kunststoff-König von einst ist reif fürs H-Kennzeichen? Kann doch gar nicht sein! Die fast geschlossene Frontpartie und die breiten Scheinwerfern waren bis März 1985 nur dem XR4i und der luxuriösen Ausstattungsvariante Ghia vorbehalten. Und erst dieses Heck: Auf der großen Heckklappe thront ein feister Doppelspoiler Marke Frittentheke. Doch auch das konnte Ford toppen: beim späteren Sierra RS Cosworth kam noch mehr Flügelwerk zum Einsatz.