Elektroauto fährt von München nach Berlin

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Eine Mischung aus Skepsis und Anerkennung ist auch von anderer Seite zu hören: "Das ist zwar eine beachtliche wissenschaftliche und praktische Leistung", sagte ADAC-Sprecher Christian Buric der dpa. Doch wann solche Reichweiten dauerhaft auch im Alltagseinsatz möglich sind, sei schlecht zu sagen und hänge vom Fortschritt in der Batterietechnologie ab.

Realistisch sind 150 Kilometer

Auch der Bundesverband eMobilität in Berlin wollte keine Prognose wagen. Vorstandsmitglied Christian Heep sagte, dass momentan realistische Reichweiten von im Schnitt 100 bis 150 Kilometern für etwa 90 Prozent aller Autofahrten ausreichten. Derzeit gehen Experten laut ADAC von einer Leistungssteigerung der Akkus von 20 Prozent innerhalb der nächsten zehn Jahre aus. Aktuelle Elektro-Modelle, die bereits verkauft werden oder kurz vor der Markteinführung stehen, schaffen nur einen Bruchteil der Rekorddistanz des A2. So geben Peugeot und Mitsubishi je 130 Kilometer Reichweite für die Modelle iOn und i-Miev an. Der Tesla Roadster soll immerhin auf mehr 300 Kilometer kommen. Die Praxiswerte dürften dem ADAC zufolge jedoch jeweils niedriger liegen.

Viele offene Fragen

Anhand einer Rekordfahrt wie der des umgebauten A2 sei schlecht die alltägliche Einsatzfähigkeit einzuschätzen, so der ADAC. In der Praxis komme es, anders als bei einer einzelner Fahrt, etwa auf die "Zyklenfestigkeit" der Akkus an – also wie oft er entladen und wieder aufgeladen werden kann. Als Praxiswert geben Hersteller nicht selten 1000 Ladezyklen an. Fahrzeuge mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren sind laut ADAC derzeit auf eine Lebensdauer von im Schnitt 13 Jahren und eine Fahrleistung von 240.000 Kilometern ausgelegt.

Ob also heute in Berlin nach durchfahrener Nacht wirklich ein technologischer Durchbruch verkündet wurde, ist offen, für Jubel ist es zu früh. Die Macher sind jetzt gefordert, die Alltagstauglichkeit ihrer Batterietechnik nachzuweisen. Niemand wird ein Elektroauto auf den Markt bringen, wenn die Fragen nach Sicherheit, Langzeittauglichkeit und Kosten nicht abschließend beantwortet sind. (mit Material der dpa) (ggo)