Fahrbericht Can Am Ryker

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Dieser Kompromiss zwischen Spieltrieb-Befriedigung und Sicherheit wird den meisten Fahrern reichen. Ich vermisse einen „alles-aus“-Spielmodus. Wo man das in Deutschland machen soll, ist die andere Frage. Ein Kollege aus dem Norden sagte: „Da bei mir, zwischen Borstigehoden und Fistelheim [ich rekonstruiere aus dem Gedächtnis], da könnte man eine legale Schotterstrecke fahren.“ Damit fasste er schön Problem und Versprechen des Ryker Rallye zusammen.

Alle Nachteile vereint

Dem Fahren auf Asphalt tut das geringere Gewicht und der minimal kürzere Radstand des Ryker gut. Wirklich schnell ums Eck fährt jedoch auch das verbesserte Dreirad nicht. In Kurvenfahrt verlagert sich das meiste Gewicht aufs kurvenäußere Rad, das Heck wird leicht, und dann kronkt noch das ESP auf die Vorderachse, um das Heck einzufangen. Der Ryker bringt Verbesserungen, aber die grundsätzlichen Probleme der Can-Am-Dreiräder bleiben. Die Konstruktion vereint die Nachteile von

Einspur- und Zweispur-Fahrzeugen. Du sitzt offen oben drauf. Du kommst aber wie ein Auto nirgends durch, und das Leistungsgewicht reicht nicht aus für Krad-typisch knackekurze Überholvorgänge. Die Kurvengeschwindigkeit ist niedriger als auf dem Motorrad, das bereits nicht den Kurven-Speed von Autos geht. In Sachen Dynamik stinkt das Dreirad also nicht nur dem Motorrad, sondern auch einem sportlichen Cabrio gegenüber ab. Der Kundschaft wird es egal sein. Sie fährt typischerweise in Gruppen in moderatem Tempo.

Can Am richtet sich damit dann auch gar nicht an Motorradfahrer, denn auch der Ryker bietet nur einen Bruchteil der Fahrdynamikerfahrungen. Stattdessen sind alle Menschen gemeint, die aus psychischen oder physischen Gründen kein Motorrad fahren können oder wollen. Die meisten Händler haben zum Beispiel sehr viel Erfahrung mit Umbauten für Behinderungen. Can Am richtet sich außerdem an Menschen, denen die Idee des Motorradfahrens grundsätzlich gefällt, die aber nicht so heiß auf das Erlebnis sind, dass sie den Schein machen (für die Dreiräder langt der Autoführerschein).

Alles in allem eine überschaubare Zielgruppe. Wenn Sie jedoch Interesse haben, zu dieser Gruppe zu gehören, habe ich einen guten Tipp: Vergessen Sie die teuren Spyder-Modelle und fahren Sie gleich einen Ryker. Planen Sie eine Schotterpiste auf Ihrer Proberoute ein. Sie werden dasselbe feststellen wie ich: Der Ryker ist der bessere Spyder – super, weil er gleichzeitig viel weniger kostet. (cgl)