Derivatewandel

Fahrbericht: Mercedes X 350d 4Matic

Bisher war die Mercedes X-Klasse im Wesentlichen ein Nissan Navara mit Stern. Jetzt baut Mercedes den bewährten V6-Diesel ein und kombiniert ihn mit der hauseigenen Siebengangautomatik nebst permanentem Allradantrieb. Heraus kommt – fast schon ein Mercedes

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 48 Kommentare lesen
Mercedes X 350d 4Matic 13 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • mit Material von pressinform
Inhaltsverzeichnis

Bisher war die Mercedes X-Klasse im Wesentlichen ein Nissan Navara mit Stern. Jetzt baut Mercedes den bewährten V6-Diesel ein und kombiniert ihn mit der hauseigenen Siebengangautomatik nebst permanentem Allradantrieb. Heraus kommt – fast schon ein Mercedes.

Kooperationen bei Automobilherstellern begeistern die Betriebswirte ob der Kostenersparnis aufgrund der Gleichteile. Wenn sich Original und Derivat aber nur das Markenzeichen, bestenfalls einige Karosseriepartien unterscheiden, kommen die Marketingexperten unter Druck. Wie soll man einen Aufpreis erklären, wenn das Auto doch technisch zu großen Teilen baugleich ist.

Bisher war das auch ein Problem der Verkäufer bei der Mercedes X-Klasse. Das Auto war trotz einiger Änderungen an Karosserie und Interieur immer noch ein Nissan Navara – ein Nutzfahrzeug mit Vierzylinder-Diesel, rustikalem Zuschaltallrad und einem Fahrwerk, das mit kurz aufeinanderfolgenden Querfugen nicht gut zurechtkam. „Wartet mal auf die Version mit dem Sechszylinder-Diesel“, hieß es immer wieder. Mit der Top-Version bekommt er nun aber einen V6-Diesel, den dazu passenden Wandlerautomaten, einen (echten) permanenten Allradantrieb und ein überarbeitetes Fahrwerk.

Kürzere Atempause

Der V6-Diesel leistet 258 PS und stellt sein maximales Drehmoment von 550 Nm ab 1400/min bereit, mit dem Vierzylinder waren es maximal 190 PS und 450 Nm ab 1500/min. Im Zusammenspiel mit der Mercedes Siebengangautomatik kommt damit deutlich mehr Längsdynamik auf als mit dem Vierzylinder, die Atempause beim Beschleunigen wird deutlich kürzer.

Nach 7,5 Sekunden erreicht der 2285 Kilogramm schwere Pritschenwagen Landstraßentempo, erst bei 205 km/h wird abgeregelt. Im Sport-Fahrmodus klappt das Zusammenspiel zwischen Antrieb und Schaltung am harmonischsten und die leichte Antrittsschwäche wird am besten kaschiert. Die Programme Eco und Comfort sind für entspannte Autobahnfahrten geeignet, während off-road – eh klar – abseits befestigter Straßen die richtige Wahl ist.

Auch beim Fahrwerk ist die Verbesserung gegenüber den Vierzylindermodellen spürbar. Auch ohne adaptive Dämpfer, die es auch nicht als Option gibt, schluckt ein X 350d schnell aufeinanderfolgende Querfugen deutlich souveräner als die kleinen Brüder. Die anspruchsvolle Aufgabe aus den Federn und Dämpfern eine eierlegende Wollmilchsau, die sowohl auf asphaltierten Straßen als auch auf Schotterwegen beziehungswiese im Gelände klarkommt, haben die Ingenieure gut gelöst.

Die X-Klasse eignet sich auch für längere Strecken und lässt den Fahrer auch im schweren Gelände nicht im Stich. Dank des permanenten Allradantriebs, der mit einer Kraftverteilung von 40:60 (vorn/hinten) durch ein zusätzliches Planetengetriebe heckbetont ausgelegt ist und für eine gute Traktion sorgt, lässt sich die X-Klasse auf Asphalt auch mal etwas flotter bewegen, ohne die Schlupfregelung komplett wahnsinnig zu machen.