Zentraler Mangel

Fahrbericht Porsche 718 Cayman GTS

Porsches Einsteigermodell gibt es jetzt auch als GTS. Es bietet alles - nur leider zwei Zylinder zu wenig. Bei anderen sportlichen Autos mag ein Vierzylinder oft das einzig sinnvolle sein. Beim Cayman mit seinem Mittelmotor stellt sich das Problem der Gewichtsverteilung allerdings gar nicht

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Der Cayman ist ein gelungenes Auto mit tollem Fahrwerk, sportlichsten Ambitionen und mehr als genug Potenzial sogar für Menschen, die sich eigentlich einen 911er wünschen. Die Lenkung ist eine Klasse für sich, das Doppelkupplungsgetriebe schaltet auf den Punkt, die Bremsanlage ist jederzeit mit gnadenloser Höchstleistung zur Stelle und der Innenraum sitzt einem Einzelfahrer perfekt. Man steigt ein und merkt sofort, dass man mit diesem Auto Spaß haben kann, selbst wenn es kein brutaler Bolide ist. Dass die Buchstabenkombination GTS jedoch mehr eine imageträchtige Verkaufsvariante denn eine echte Sportversion ist, merkt man schnell.

365 PS oder ein maximales Drehmoment von 430 Nm ab 1900/min hören sich prächtig an. Auf dem Papier stimmt fast alles. Und wer mit dem derzeit sportlichsten Cayman ein paar Kilometer gefahren ist, hat keinerlei Zweifel am ambitionierten Anspruch des Doppelsitzers. Von 0 auf Tempo 100 in 4,1 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 290 km/h hätten vor ein paar Jahren noch etablierte 911er-Piloten aufhorchen lassen. Der Vierzylinder mit seinen knapp 2,5 Litern Hubraum hat bei exzellentem Ansprechverhalten allerdings einen rasselnden Klang eines VW Käfer.

Kein sinnvoller Grund für einen Vierzylinder

So etwas einem Sportwagen? Schlimm genug, dass elitäre und premiumstrebende Hersteller wie Audi (TT), BMW (Z4) oder Mercedes (SLC) ihre kleinen Sportwagen mit aufgeladenen Vierzylindern anbieten. Und natürlich mag man auch Alfa Romeo für den giftigen 4C oder Renault für seinen Retro-Flitzer Alpine keine Vorwürfe machen. Doch bei solchen Autos ist die Vierzylinder-Ausstattung oft die einzig mögliche respektive die fahrdynamisch sinnvollere Variante.

Beim Cayman mit seinem Mittelmotor stellt sich das Problem der Gewichtsverteilung allerdings gar nicht. Er ist solchen Wettbewerbern prinzipiell überlegen, denn sein Motor sitzt ja im Zentrum des Autos und darf folgenlos ein etwas schwererer Sechszylinder sein. So gesehen hat der 718 Cayman GTS in der Nomenklatur drei Ziffern zu viel und zwei Zylinder zu wenig. Nichts gegen den Vierzylinder in einem Basis-Cayman, aber die Sportversion sollte auf einem Sechszylindermodell aufbauen.

Was bringt es, wenn die Nürburgring-Nordschleife mit ihren 73 Kurven und knapp 21 Kilometern Streckenlänge in 7:40 Minuten umrundet werden kann, wenn die Emotion zu kurz kommt? Bei exzellenten Sportwagen wie dem Cayman oder seinem offenen Pendant Boxster geht es nicht nur um Fahrleistungen – das Ohr fährt bei solchen Autos mit.

Was interessiert der beeindruckend geringe Normverbrauch, der je nach Ausstattung und Rad-Reifen-Kombination zwischen 8,2 und 9,0 Litern beträgt? Der Vierzylinder überschnattert selbst die überaus ansprechende Sportausstattung und adaptivem Dämpfersystem, 20-Zöller und schmuckem Sportinterieur. Und das bei einem Basispreis von 76.137 Euro. (fpi)