Bleibt anders

Fahrbericht: Volvo V90 D5

Der neue V90 ist für die Marke ein großer Schritt. Vielleicht gerade deshalb, weil er ein typischer Volvo geblieben ist. Er ist auf einer Linie mit dem XC90 und dürfte damit auch das Zeug haben, neue Kunden anzulocken, ohne das Volvo-Image des Individualisten zu gefährden

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Volvo V90 Test 15 Bilder
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Jürgen Wolff
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München, 10. Juni 2016 – Das Bild des großen, scheinbar unzerstörbarem Volvo existiert in manchen Köpfen durchaus noch, die Marke hat auch nach dem Wechsel des Eigentümers ein stabiles Image. Wie belastbar es ist, werden die nächsten Jahre zeigen, denn erst jetzt kommen die Modelle auf den Markt, die unter der Herrschaft von Geely entwickelt wurden. Schon beim XC90 hat sich gezeigt, dass die Chinesen den Schweden offenbar weitgehend freie Hand gelassen haben. Ein kurzer Fahreindruck von S90 und V90 zeigt, dass diese Idee auch hier eine sehr gute war.

Edles Ambiente

Tür auf, einsteigen, Platz nehmen: Helle, edle Materialien, geschmackvolle Ziernähte, neu gestaltete Sitze, die sich weitreichend anpassen lassen und auch in Kurven guten Halt bieten, richtig viel Platz auch in der zweiten Reihe – bei Volvo hat man sich intensiv Gedanken gemacht, was Kunden in dieser Klasse erwarten. Von der schwebenden Mittelkonsole, bis vor kurzem noch ein Markenzeichen, haben sich die Schweden verabschiedet. Ein massiver Mitteltunnel trennt Fahrer und Beifahrer. Immerhin bietet er viel Platz für Ablagefächer.

Der Laderaum des Kombis ist mit 560 Liter Fassungsvermögen nahezu identisch mit dem des Vorgängers und bietet einige sinnvolle Ideen – vom Bierkasten-Stopper bis zur Kleinteile-Ablage. Wer die Rücksitzlehnen umklappt, kommt auf bis zu 1526 Liter Stauraum - 74 Liter weniger als beim Vorgänger V70. Ein Raumwunder ist dieser Volvo-Kombi mit diesen Werten nicht, es gibt kürzere Kombis mit mehr Platz im Heck. Dafür ist das Platzangebot auf allen Sitzpositionen gegenüber dem Vorgänger deutlich gewachsen. Vor allem hinten gibt es nun mehr Bewegungsfreiheit.

Verschachtelte Bedienung

Neue Wege geht Volvo bei der Bedienung. Ein 9 Zoll großer Touchscreen für Navigation, Infotainment und Fahrzeugeinstellungen ist wie bei Tesla oder im neuen Renault Espace in Hochformat angeordnet. Die Anordnung lässt sich in bestimmten Grenzen konfigurieren, doch eine Kritik bleibt: Die Fülle der Informationen lenkt ab, die Bedienung erst recht. Wo früher beispielsweise ein Griff genügte, um Temperatur oder Luftzufuhr zu ändern, ist heute dafür ein Untermenü nötig. Zumindest die Grundfunktionen sollten blind zu bedienen sein. Im Basismodell Kinetic ist serienmäßig ein 6,5-Zoll-Display eingebaut. Pressebilder gibt es davon nicht, aber im Konfigurator wirkt es mit seinem großen Kunststoffrahmen etwas verhungert.