Fat bottomed high-maintenance Girls

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Die Zickenzeiten sind lange vorbei. Derartige Sperenzchen kennt der Porsche-Fahrer der Nullerjahre bestenfalls noch vom Hörensagen. Der Grund für den steten Fortschritt ist die eingangs beschriebene Verbissenheit Porsches. Timo Kluck, Testrennfahrer bei Porsche, konkretisiert: "Keine Firma betreibt mehr Aufwand für Reifentests als Porsche." Ja, Herr Kluck, werfe ich da ein, ihr betreibt mehr Aufwand als alle Anderen, weil ihr ein komischeres Auto habt als alle Anderen. Ihr *müsst* diesen Aufwand betreiben, um ganz vorne zu sein. "Das stimmt", sagt Herr Kluck. "Die Konfiguration ist einmalig, das erhöht den Testaufwand. Eine funktionierende Bereifung für die Boxster-Reihe mit ihren Mittelmotoren zu finden ist zum Beispiel deutlich einfacher." Die Arbeit hat sich gelohnt: Timo Kluck fuhr auf der Nordschleife mit einem bis auf die Reifen serienmäßigen Porsche Carrera S (Baureihe 991) eine Zeit von 7:37,9. Das ist rund zwölf Sekunden schneller als der Vorgänger, der 997. Interessant ist, dass sich der 991 dabei zwölf Sekunden *langsamer* anfühlt als der 997. Es gibt kein Drama, kein Herumgezucke, kein gar nichts. Das Auto fährt wie seine eigene Playstation-Simulation, und aus dieser Ruhe resultieren wie so oft auch hier verblüffende Rundenzeiten.

Ich bin den Wagen dann auch selber um die Nordschleife gefahren. Es war mein erstes Mal mit dem Auto dort. Ich kenne die Strecke sonst nur vom Rücken einer KTM RC8 aus, von einer anderen Welt also, deshalb fand ich die Fragen hinterher schwierig: "Und? Wie ist das Auto, wie ist der Reifen?", fragen die Leute. Wenn man ehrlich ist, muss man sagen: "Keine Ahnung. Keinen. Blassen. Dunst." Denn die Nordschleife ist wie ein Haiangriff: Wenn dich da jemand fragt "Undundund? Wie sitzt die Badehose, wie ist das Wasser?", dann gibt es dazu auch nichts Sinnvolles zu sagen. Der Hai ist das Haupt-Event, das den Rest ertränkt, und genauso sieht es aus, wenn man zum ersten Mal Nordschleife fährt: Es rummst und kracht und ruckt und zieht und schreit und als ich den 991 mit Schwung ins Karussell warf wie ein verrotztes Taschentuch in den Abfall, war ich sehr froh, dass ich das nicht meinem eigenen Auto antun muss. Man sagt ja, jeder Rennstreckenkilometer zählt zehn Straßenkilometer. Dann zählt jeder Nordschleifenkilometer bestimmt zwanzig.

Während ich zum fein aufgelösten Charakter des Wagens also ehrliches Schweigen abliefern muss, dachte ich während der Fahrt oft an den Konkurrenten Nissan GTR, weil der es ebenfalls sehr einfach macht, zügig zu fahren. Der 991 gehört sicherlich zu den heute am einfachsten fahrbaren Sportwagen, was umso bemerkenswerter ist, wenn man sich den Werdegang über die Modellgeschichte verdeutlicht. Das gefällt dem Traditionalisten bestimmt nicht. Er wird auf lateinisch die Zeiten und Sitten anklagen, die dazu führen, dass heute jeder einen 911 fahren kann, aber vergessen wir ihn einfach. Er soll sich einen Luftgekühlten kaufen und wir, der Rest der Welt, gehen (beziehungsweise fahren) an ihm vorbei, wir bewegen uns weiter. Gutes, vorhersagbares Handling finde ich nämlich ganz persönlich überhaupt nicht langweilig, sondern im Gegenteil spaßfördernd auf der Suche nach meinen eigenen Rundenzeitlimits. Und dann gibt es noch einen Punkt zu machen, den früher kaum jemand im Kontext 911 machen konnte: aktive Sicherheit. "Der 991 ist der sicherste Wagen der Welt", sagt Timo Kluck. "Da stehe ich voll dazu. Straßenlage, Fahrbarkeit, Passagierzelle, Assistenz, das ist als Paket so gut wie sonst nirgends und diese Integration macht nicht nur schnell, sondern auch sicher."

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Dieselbe Abstimmungsarbeit hat natürlich der Zubehöranbieter zu leisten. Dunlop hat Anfang 2012 ihren Sportreifen "Sport Maxx Race" vorgestellt, der sich an jene Fahrer richtet, die damit auf Achse von Rennstrecke zu Rennstrecke fahren und dort ohne Reifenwechsel angasen wollen – also 911er-Fahrer. Für dieses Auto *muss* so ein Reifen perfekt funktionieren, sonst braucht der Hersteller damit hierzulande gar nicht erst an den Verkaufsstart rollen. "911er-Fahrer sind eine unsere Hauptkundengruppen beim Sport Maxx Race", sagt Markus Happel, Reifenentwicklungs-Ingenieur bei Dunlop. "Und wir merken auch, dass sich Porsche-Fahrer mehr für das Thema Reifen interessieren als Fahrer anderer Marken." Dunlop hat viel Arbeit in die Entwicklung gesteckt, um am Ende zu einer guten Fahrzeugbalance bei enormem Grip zu gelangen. Damit die Kunden einen solchen Reifen bald nach dem Marktstart für ihren Porsche kaufen können, sind die Reifenhersteller üblicherweise von Anfang an mit im Boot, wenn neue Modelle entwickelt werden. Das gilt natürlich vor allem fürs lukrative Erstausrüstergeschäft, bei Fahrzeugen mit Freizeitfaktor wie dem 991 wird jedoch auch die Nachrüstbereifung interessant, weil eben nicht jeder einfach beim Händler bestellt "mach mir dasselbe rauf, was immer drauf war".