Ferdinand Dudenhöffer bekommt Gegenwind aus Handel und Industrie

Ferdinand Dudenhöffers Behauptung, dass man bis zu 28 Prozent Rabatt für den Golf bekommt, sorgt für Ärger. Der Autohändler Burkhard Weller wirft dem Professor massive Täuschung der Verbraucher vor

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Von
  • Gernot Goppelt

Der Branchenbeobachter Professor Ferdinand Dudenhöffer, von den Medien immer wieder gerne als "Autoexperte" herangezogen, bekommt Gegenwind aus Handel und Industrie. Wie die Branchenzeitschrift Autohaus berichtet, kritisiert Burkhard Weller, Chef eines Autohandelsunternehmens, in einem "offenen Brief" die "Rabattschleuderei", die der Professor betreibe. Diese nehme mittlerweile ein Ausmaß an, welches die Branche massiv schädige, weil Dudenhöffer Unwahrheiten verbreite. Wie schon einmal 2010 kritisiert Weller Dudenhöffers Studien zur Rabattentwicklung auf dem deutschen Automarkt. Im September hatte demnach der so genannte "CAR Rabatt-Index" einen neuen Höchstwert erreicht. Dabei seien Rabatte von 7 bis 28 Prozent für den neuen Golf 7 "kolportiert" worden. Laut Weller betrage der tatsächlich mögliche Rabatt aber höchstens 17 Prozent. Nur in Verbindung mit diversen geldwerten Zusatzprämien, die kumuliert nie vorkommen, könnte man rein rechnerisch in die Nähe der 28 Prozent kommen.

Weller wirft Dudenhöffer vor, die Verbraucher durch derartige Angaben massiv zu täuschen. Der Autohändler Weller fordert Dudenhöffer auf, sein Öffentlichkeitsmodell zu überdenken. "Befassen Sie sich mit der Wertschöpfung im Automobilgeschäft und nicht mit der Zerstörung durch Fehlinformationen der Verbraucher." Dudenhöffer mag dem entgegnen, dass es nicht ausschließlich seine Aufgabe ist, die Interessen der Industrie oder Händler zu vertreten. Allerdings beißt sich sein medienwirksames Auftreten in der Tat mit dem Anspruch seines jährlich stattfindenden "Car Symposiums", das er in den vergangenen Jahren erfolgreich etabliert hat. Weller hat die Einladung für 2013 "dankend abgelehnt", Ähnliches könnte auch aus der Industrie drohen. VW springt Weller auf jeden Fall schon einmal bei, wie aus einer Pressemeldung des Herstellers heute hervorgeht: "Volkswagen begrüßt ausdrücklich den aktuellen offenen Brief von Herrn Burkhard Weller und schließt sich der Kritik voll und ganz an. Volkswagen wird die Untersuchungsergebnisse von Hr. Dudenhöffer weiterhin sehr genau beobachten und hinterfragen."

Der "Autoprofessor" versteht es, seine Erkenntnisse leicht verständlich zu präsentieren.

(Bild: Uni Duisburg)

Es ist allerdings etwas zu einfach, allein Ferdinand Dudenhöffer die Schuld in die Schuhe zu schieben, denn zum "Autoexperten" ist er vor allem von den Medien gekürt worden. Als etwa 2008 kurzzeitig die Dieselpreise mit den Benzinpreisen gleichzogen, wurde bereitwillig seine Analyse aufgegriffen, dass der Anteil von Dieselfahrzeugen im Markt zurückgehen wird. Vor zwei Wochen erzählte Dudenhöffer dem Fernsehsender Phoenix, dass die Autohersteller dieses Jahr 3 Millionen weniger Fahrzeuge verkaufen werden, eine gewagte Prognose mitten im Herbst. Oder: "Grundsätzlich gilt, dass die Standorte in Südeuropa sehr stark gefährdet sind. Bei den deutschen Premiumherstellern Mercedes, BMW und Audi läuft es prima, weil die Weltmärkte gut funktionieren." Und die Zeit zitierte Dudenhöffer erst Mitte Oktober mit der Erkenntnis, dass "Autofahrer bei hohen Motorisierungen dazu neigen, schneller und damit auch mit höherem Risiko zu fahren" – ach was ...

Solange Radio, Fernsehen und Tageszeitungen diese volksnahen Studien dankbar aufgreifen, wird Ferdinand Dudenhöffer sie auch weiterhin liefern. Daran wird wohl auch Herr Weller nichts ändern. Der Professor aus Duisburg beherrscht die Kunst der leicht verständlichen Botschaften, damit ist nicht nur er erfolgreich. Wenn jetzt nicht alle dem Beispiel Wellers folgen und dankend ablehnen, wird das CAR-Sympsosium auch ohne ihn recht prominent besetzt sein. (ggo)