Adventskalender der Superlative

Ferrari Sergio: Winterspeck zur Sommerzeit

Der Ferrari Sergio war ein wenig der Beweis dafür, dass sich Geschmack eben doch nicht kaufen lässt und Historie noch lange keine schönen Autos baut. Aber mit einer extremen Verknappung einerseits und den Namen Pininfarina und Ferrari andererseits, lässt sich beinahe alles überteuert verkaufen

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Von
  • Bernd Kirchhahn

Der Wahnsinn ist zum Clickbait verkommen. Schade. Deswegen geben wir ihm zum Jahresabschluss noch einmal die Möglichkeit der Öffentlichkeit. In Form eines Adventskalenders präsentieren wir ab heute jeden Tag eine Meldung aus dem Jahr 2017 rund um die Nische der Hyper- und Supercars.

Denn abseits von Dieselskandalen, Tesla-Hype und Kartellvorwürfen, jenseits von der Frage nach der besten Leasingrate und den Preisen für Gebrauchtwagen, gibt es einen Markt, der alle Superlative bedient. Hyper- und Supercars sind für Kunden, bei denen Geld keine Rolle spielt. Was sich in dieser Nische abspielt, ist in der Gesamtheit nicht mehr zu erfassen.

Dabei lohnt es sich, etwas genauer hinzuschauen. Teils, weil es wirklich interessante technische Neuerungen sein können, teils aber auch, weil diese Branche – völlig abseits der Neiddebatte – perverse Blüten treibt, die durchaus eine gewisse gesellschaftspolitische Brisanz haben. Denn scheinbar hat in manchen Kreisen Geld so wenig Bedeutung, dass bei dessen Vernichtung nicht einmal über eine – nun – breitendienliche Verwendung nachgedacht wird.

Um das zu erkennen, muss der Wahnsinn gesammelt betrachtet werden. Wo die Grenze liegt, bei der Autoliebhaberei ins Zynische kippt, kann dann jeder selbst entscheiden. Das erste Beispiel:

Geschmackssache Ferrari Sergio

Der Ferrari Sergio war ein wenig der Beweis dafür, dass sich Geschmack eben doch nicht kaufen lässt und Historie noch lange keine schönen Autos baut. Aber mit einer extremen Verknappung einerseits und den Namen Pininfarina und Ferrari andererseits, lässt sich beinahe alles überteuert verkaufen. So auch der Ferrari Sergio.

Angefangen hatte alles bereits 2013. Um Sergio Pininfarina zu ehren, den damals erst kürzlich verstorbenen Sohn des Firmengründers, präsentierte das Unternehmen auf der Messe in Genf die Studie „Sergio“. Es war auch eine Verzweiflungstat, denn das Unternehmen hatte gute Presse nötig. Prestigeprojekte waren fern und der letzte große Wurf war schon eine Weile her.

Die Studie war auch nicht wirklich gelungen. Die Proportionen stimmten einfach nicht. Die Motorhaube war zu lang, der Überrollbügel zu präsent, die Spoilerlippe unnötig. Sensationell stellte Ferrari dann doch noch sechs 458 Spider als Basisfahrzeug zur Verfügung und Pininfarina konnte mit der Kleinstserie beginnen. Zwar war jedes Exemplar ein stark individualisiertes Einzelstück, wirklich besser wurde es aber nicht.

Das niederländische Auktionshaus James Edition versucht nun seit August einen davon zu verkaufen. Ein Kunde aus der Schweiz hätte gerne 4,3 Millionen Euro dafür. Der Beweis dafür, dass die Farbe gelb nicht zwingend ein Restwertkiller sein muss. Als werterhaltend muss der Kilometerstand angeführt werden. Gerade einmal deren 118 stehen auf der Uhr.

Wem der Wagen nicht gefällt, und der Ferrari Sergio sieht nunmal so aus, als hätte eine Studie der Marke aus den 1970er Jahren versucht ihre massiven Fressattacken mit Schönheits-Operationen auszubügeln, dem sei gesagt, dass technisch immer noch ein Ferrari 458 Spider unter dem Blechkleid steckt. Soll heißen: acht Zylinder, 570 PS. (fpi)