Förster-Kombis im Vergleich: VW Golf Variant Alltrack

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Die Kraftübertragung erfolgt dabei immer per Doppelkupplungsgetriebe an den Haldex-Allradantrieb, sowohl mit dem 180-PS-Benziner oder den beiden Zweiliter-Dieselvarianten in 150, beziehungsweise 184-PS-Ausführung. Der kräftige Diesel bietet bereits ab 1750/min 380 Nm Drehmoment. Die montierte Rad-Reifen-Kombination war allerdings ein ausschlaggebender Punkt, warum selbst diese niedrigen Drehzahlen nahezu nie erreicht wurden und stattdessen große Teile der Bergbesteigung bei Standgas oder gar mit schleifender Kupplung durchfahren wurden. Denn mit Gummis im 45er Querschnitt und ohne Felgenschutzleiste auf glanzgedrehten 18-Zoll-Alufelgen fährt man in berechtigter Sorge ums Material etwas gemütlicher den Berg hoch. Eine 360°-Kamera könnte zu einer felgenschonenden Übersicht beitragen, der Golf muss allerdings nur mit einer Kamera im Heck auskommen. Andererseits ist der Kompakte auch als höhergelegter Kombi noch immer so übersichtlich, dass man ihn auch ohne technische Hilfsmittel zielsicher durch das Geröllfeld navigiert.

Schottert souverän

Zur Unterstützung der Schotterkriecherei bietet der Golf über die beim Alltrack serienmäßige Fahrprofilauswahl auch einen Offroad-Modus an. Angepasst werden dabei zuerst einmal Gaspedalkennlinie und Schaltpunkte des DSG, um ein sanfteres Anfahren zu ermöglichen und insbesondere die Gänge 1 und 2 länger zu halten. Ist, wie in unserem Testwagen, die optionale adaptive Dämpferregelung verbaut, wird beispielsweise durch eine straffere Dämpfung ein Nachschwingen der Karosserie zu verhindern. Die Traktionskontrolle ist im Offroad-Programm deaktiviert und eine Bergabfahrhilfe sorgt ab einem Gefälle von 10 Prozent für eine sichere Abfahrt – innerhalb der Systemgrenzen natürlich. Bei unserer Sommeiller-Abfahrt hat dieser Assistent einen zuverlässigen und souveränen Job gemacht.

Haldex

Auch das Allradsystem gab keinen Anlass zur Kritik. Sicher, für Offroad-Evangelisten am Stammtisch ist „Haldex“ immer das Stichwort für „Ach, das ist doch nix“-Tiraden. Hardcore-Offroadisten kritisieren, dass nur mechanische Sperren der Weisheit letzter Schuss seien und die Raser bemängeln aus fahrdynamischer Sicht beispielsweise, dass die Momentverteilung von 50 Prozent an die Hinterachse, die sich bei geschlossener Lamellenkupplung ergibt, einfach nicht ausreichend sei, um ein hoffnungslos untersteuerndes Auto zum Chefdynamiker zu befördern. Wenn dagegen in den Pressemappen irgendwelcher sportlichen Kompakten von „fast 100 Prozent an der Hinterachse“ phantastiert wird, dann trifft das höchstens für solche Situationen zu, in denen es arge Reibwert- und in der Folge Drehzahlunterschiede zwischen Vorder- und Hinterachse gibt. Also etwa dann, wenn die Vorderachse auf Eis steht, während die Hinterachse auf Asphalt maximalen Grip hat.

Hier im Gelände funktioniert die Haldex-Kupplung gar nicht so schlecht, trotz fehlender Quersperren, anstelle derer sich – wie üblich – die Bremsen kräftig warmrubbeln dürfen. Selbst mit ein oder zwei Rädern in der Luft, bahnt sich der Golf noch seinen Weg, auch wenn es dann schon mal einen kräftigeren Stoß auf das Gas braucht, um den notwendigen Drehzahlunterschied zwischen den Achsen zu erzeugen.

Kupplungsduft

Dass von Zeit zu Zeit unangenehmer Kupplungsgestank die frische Bergluft durchdringt, wollen wir nicht unerwähnt lassen. Ob die Lamellenkupplung oder die Nasskupplung des DSG – so genau weiß man es nicht. Wir haben die Kupplungen im DSG in Verdacht, da sich das Getriebe nach der insgesamt gut sechsstündigen Kriechtortur eine gewisse Ruppigkeit erst wieder über einige Adaptionszyklen abtrainieren musste.

Zum Testwagenpreis von knapp 51.000 Euro – ja, wir sind wirklich in der Kompaktklasse unterwegs – gibt es natürlich allerlei Annehmlichkeiten, die das Hochkraxeln am Berg zwar nicht einfacher und besser, aber durchaus angenehmer machen: Das Dynaudio-Soundsystem ist sein Geld für Musikfans definitiv wert. Das Display als Kombiinstrument zeigt viele wichtige Informationen gut aufgelöst im Blickfeld an – bedarfsweise auch eine Kartenansicht. An Assistenz ist zu dem Preis natürlich auch alles enthalten, was derzeit auf dieser Plattform zu haben ist. Vom aktiven Spurhalteassistent, Tempomat mit Distanzregelung (der nicht rechts überholt) über Verkehrszeichenerkennung bis hin zum Anhängerrangier-Assistenten bleiben kaum Wünsche offen.