Getriebeprobleme verzögern seit zwei Monaten die Auslieferung des Jeep Cherokee

Chrysler beißt sich die Zähne aus

Chrysler liegt zwei Monate zurück mit der Produktion seines großen Hoffnungsträgers Jeep Cherokee. Rund 10.000 Autos warten auf die Fertigstellung. Ursache ist laut Chrysler die langwierige Abstimmung der Getriebesoftware für die quer eingebaute ZF-Wandlerautomatik mit neun Gängen

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 7 Kommentare lesen
Chrysler beißt sich die Zähne aus 3 Bilder
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Florian Pillau

München, 16. Oktober 2013 – Chrysler liegt zwei Monate zurück mit der Produktion des Jeep Cherokee. Rund 10.000 Autos warten auf die Fertigstellung. Ursache ist laut Chrysler die langwierige Abstimmung der Getriebesoftware für die quer eingebaute ZF-Wandlerautomatik mit neun Gängen. In den USA war der Verkaufsstart für Juli vorgesehen, in Europa Ende 2013.

Wie einige europäische Automedien unter Berufung auf Detroit News und Wall Street Journal berichten, arbeitet Chrysler an der Neuprogrammierung der Steuerung der vom deutschen Zulieferer ZF stammenden Neungang-Wandlerautomatik 9HP. Besonders in Verbindung mit dem 2,4-Liter-Ottomotor mit 184 PS sollen Probleme mit dem achten und neunten Gang auftreten. Man spricht von allzu ruckhaften Schaltvorgängen.

Machtübernahme der Elektronik

Uns verwundert das wenig, hat ZF doch gerade diesen beiden Gängen keine der üblichen Lamellenbremsen-Kupplungen gegönnt, die jeden Schaltvorgang durch ihre Reibung mehr oder weniger sanft verschleifen können. Um Bauraum zu sparen, sitzen hier hydraulisch betätigte Klauenkupplungen, die nur mit einer wirklich sehr gut auf den jeweiligen Motor abgestimmten Steuerung so zu beherrschen sind, dass es beim Schalten weder ruckelt noch kracht.

Diese im Serienfahrzeugbau bisher einzigartige Lösung ist ein schönes Beispiel für die Machtübernahme der Elektronik in der Antriebstechnik. Die Schwierigkeiten bestätigen die uralte Erkenntnis der Geländewagenfahrer, dass die Technik in einem Offroader so einfach wie möglich sein muss.

Chrysler hat mit dem neuen Cherokee also auch einen radikalen Zielgruppenwechsel vollzogen. Ironie des Schicksals: Der Jeep Cherokee mit all seiner High-Tech ist für Chrysler ein großer Hoffnungsträger. Konzernchef Sergio Marchionne sagte im Juli, ohne einen erfolgreichen Start des Cherokee könne Chrysler seine Ziele für 2013 vergessen.

Interessant, dass es im Fall Cherokee offenbar nicht am Getriebe liegt: Im Land Rover Evoque überzeugt es bereits mit kultivierten, fast unmerklich ablaufenden und schnellen Gangwechseln. (fpi)