Hightech-Materialien für alternative Antriebe könnten knapp werden

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Von
  • ggo

Automobile waren bis vor wenigen Jahren vor allem durch den Maschinenbau geprägt, doch die meisten Innovationen gibt es schon heute in der Elektronik. Und diese Verlagerung zu Elektronik und Elektrotechnik wird weitergehen: In absehbarer Zeit dürften Hybrid- und Elektroantriebe und Antriebsbatterien in großen Mengen produziert werden, auch wenn die genaue Entwicklung keiner voraussagen kann. Dies wird dazu führen, dass Rohstoffe zur Mangelware werden könnten, an die man bisher nicht unbedingt gedacht hätte.

Vor diesem Hintergrund ist eine Studie interessant, die das IZT (Institut für Zukunftstechnologien und Technologiebewertung) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums durchgeführt hat. Demnach könnten – nicht nur in der Automobiltechnik – bis zum Jahr 2030 einige Metalle tatsächlich zum knappen und somit wahrscheinlich teuren Gut werden. Dazu zählen zählen laut IZT Brennstoffzellen (Platin, Scandium), Hybrid- und Elektrofahrzeuge (Neodym), Elektrooptik (Gallium, Germanium, Indium), Dünnschicht-Photovoltaik (Gallium, Indium, Tellur) und Mikroelektronik (Gallium, Tantal). Insgesamt wurden 22 „Hightech“-Metalle untersucht. Für die Automobilindustrie sind dabei vor allem Metalle relevant, die für die Antriebstechnik benötigt werden, also im Wesentlichen für Elektromotoren und Energiespeicher. Auch die Entwicklung der Informations- und Unterhaltungselektronik könnte den Automobilbau tangieren, weil sie im Automobil eine immer größere Rolle spielt.

Interessant ist zum Beispiel, dass laut Studie das Metall Neodym im Jahr 2030 fast in der vierfachen Menge benötigt werden könnte wie es die heutige Weltproduktion hergibt. Neodym wird unter anderem für leistungsfähige Elektromotoren benötigt, wie sie künftig für Automobile wohl in millionenfacher Anzahl gefertigt werden dürften. Auch die Rohstoffe Gallium und Indium könnten knapp werden. Gallium wird laut Studie 2030 gut sechsmal soviel benötigt, wie es die derzeitige Weltproduktion erlaubt, Indium mehr als dreimal soviel. Diese Materialien werden für Photovoltaik-Anwendungen benötigt, was den Ausbau der Solarenergie begrenzen könnte. Das betrifft zwar Automobile nicht direkt, wäre aber ein Rückschlag für Bestrebungen, möglichst viel regenerativen Strom für den Individualverkehr zu nutzen. Außer den genannten Materialien zählen noch Germanium, Scandium und Platin mehr oder weniger zu den „Problemkandidaten“. Entwarnung gibt es dagegen beim Kupfer, das man zukünftig ebenfalls in hohem Maße für Elektromotoren benötigen würde. Demnach betrug der Bedarf der "Zukunftstechnologien" an Kupfer 2006 etwa neun Prozent der Jahresproduktion, 2030 wären es etwa 24 Prozent.

Potenzielle Risiken gehen auch von so genannten vulnerablen Rohstoffen aus. „Vulnerabel“ sind diese demnach, wenn sie hohe Bedeutung für die Volkswirtschaft haben, ihre Vorkommen auf wenige Länder begrenzt sind und diese womöglich in einer politisch instabilen Region liegen. So liegen zum Beispiel über 70 Prozent der Indium-Reserven in China, beim Neodym dominiert China mit 97 Prozent der Weltproduktion und hat laut IZT bereits eine Exportbegrenzung verfügt.

Eine Zusammenfassung der Untersuchung gibt es beim Bundesministerium für Wirtschaft als PDF, die gesamte Studie ist unter dem Titel „Rohstoffe für Zukunftstechnologien“ im Buchhandel erhältlich. (ggo)