50 Jahre Skoda 1000 MB

Hintersinn

Der 1000 MB war 1964 wegweisend, zumindest für Skoda: Er gab das Layout der Marke für viele Jahre vor. Mit richtigem Heckantrieb und selbsttragender Karosserie war er zeitgemäß, doch mangelnde Vorsorge dezimierte den Bestand rasch

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Von
  • Martin Franz
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Mladá Boleslav, 20. März 2014 – Vor 50 Jahren sah die Autowelt gravierend anders aus als nur wenige Jahre später. BMW war noch längst nicht über den Berg, bei Opel war der erste Kadett ein echter Hit. Zweitaktmotoren kamen erst langsam aus der Mode, selbst Hecktriebler waren noch nicht veraltet, obwohl ihr Fahrverhalten schon zu dieser Zeit als kritisch galt. Autos, die hinter dem eisernen Vorhang entwickelt und produziert wurden, waren 1964 noch halbwegs auf einer Höhe mit vergleichbar großen Autos aus westeuropäischer Produktion. Skoda stellte in diesem Jahr ein Auto vor, dessen Konzeption die Marke noch lange verfolgen sollte. Der 1000 MB gab die Skoda-Linie für lange Jahre vor.

Heckantrieb

Die Entscheidung fiel Jahre zuvor: Der Nachfolger des Typs 440 bekommt nicht nur Hinterrad-, sondern gleich einen richtigen Heckantrieb, also Antrieb und Motor hinten. An diesem, damals durchaus zeitgemäßen, Layout hielt die Marke bis in die späten 1980er-Jahre fest. Die Nachteile des Konzepts blieben im Laufe der Jahre den klugen Köpfen in der Entwicklungsabteilung von Skoda natürlich nicht verborgen: So war die Kühlung der Maschine stets problematisch, und auch das Fahrverhalten forderte einen Könner am Steuer. Mit beiden Problemen hatten auch die Nachfolger zu kämpfen, wenn auch in leicht abgeschwächter Form. Skoda fehlte das Geld, um dem sich wenige Jahre nach der Premiere des 1000 MB abzeichnendem Trend zum Frontantrieb zu folgen. Erst in den 1980er-Jahren gab die Tschechoslowakische Sozialistische Republik die Mittel für den Favorit mit Frontantrieb frei. Der kam 1987 auf den Markt.

Im Lastenheft des 1000 MB waren die Ziele klar umrissen: ein kleiner Motor und ein niedriges Fahrzeuggewicht sollten zu geringen Verbrauchswerten führen. Schließlich entschied man sich für einen wassergekühlten Vierzylinder-Benziner aus Aluminium-Druckguss. Er war quadratisch ausgelegt, Bohrung und Hub waren jeweils 68 mm groß. Die seitliche Nockenwelle wurde über eine Steuerkette angetrieben, die Ventile über Stoßstangen und Kipphebel betätigt. Anfangs leistete die Maschine 35 PS, was für maximal 120 km/h ausreichend war. Ab 1966 wurde die Leistung auf 37 PS erhöht, nun waren bis zu 125 km/h möglich. Den Verbrauch gab Skoda mit 7 bis 8 Litern an, was der Wahrheit recht nahe gekommen sein soll. Eine Maschine mit größerer Bohrung und 45 PS wurde in der DDR nicht angeboten. Sie war nur für den Export ins westliche Ausland bestimmt.

Die Karosserie war erstmals bei Skoda selbsttragend. Das Ziel eines leichten, aber ausreichend großen Autos hatten die Ingenieure erreicht: Der Wagen wog gerade einmal 755 Kilogramm. Mit 4,17 Metern Länge ist er etwas kürzer als ein aktueller Golf. Der Kofferraum war mit 220 Litern allerdings recht klein. Das Reserverad war unterhalb des Kofferraums angebracht, so musste bei einer Reifenpanne nicht auch noch das bisschen Gepäck raus, was dort hineinpasste. Hinter einer Klappe im Kofferraumboden sitzt auch der Bremsflüssigkeitsbehälter, der hin und wieder undicht wird. Die Bremsflüssigkeit löst dann den Lack auf, die Folgen kann sich jeder ausmalen.

In voller Blüte

Rost war ohnehin ein großes Problem beim 1000 MB. Leider war die Blechqualität in jener Zeit bei Skoda ebenso schlecht wie die Hohlraumkonservierung. Wer hier nach dem Kauf nicht rasch den bescheidenen Schutz ab Werk ergänzte, konnte erste Spuren des Verfalls schon nach einem Winter beobachten. Das sprach sich schnell rum, und der Skoda bekam im Volksmund die Abkürzung BMSR, was hier für „Böhmisch-Mährischer Schnellroster“ stand. Selbst wer mit Elaskon, dem Mittel zur Hohlraumkonservierung in der DDR, und zeitgenössischem Wachs für den Lack regelmäßige Fahrzeugpflege betrieb, konnte aus dem 1000 MB kein Auto für die Ewigkeit machen. In den 1980er-Jahren war dieser Skoda auch auf ostdeutschen Straßen ein Exot. Das will was heißen, denn die dortigen Autos wurden in der Regel gut gepflegt und lang erhalten. Von den insgesamt 443.156 Fahrzeugen sind nur wenige Exemplare geblieben, die heute meist in fester Hand sind.