Grünstreifen

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250 km/h steht zwei Wimpernschläge später an, 260, 270, 280. Erst jetzt hat der Fahrer den Eindruck, dass der Katapulteffekt etwas nachlässt und dennoch beschleunigt die 1400er weiter. 290 – nur nicht den Kopf über die Scheibe heben, sonst reißt der tobende Orkan einem wahrscheinlich den Helm runter. Die Welt ist zu einem Tunnel geworden, nur das Ende erscheint noch scharf. 295, 299 und Schluss. Mehr zeigt der Tacho nicht an. Ob er nicht kann oder nicht darf – es gibt ein inoffizielles Agreement der Hersteller, dass ein Motorrad nicht mehr als 299 fahren sollte – sei dahingestellt.

Aber dem Fahrer reicht es auch. Gashahn zu und kurz die Vorderradbremse angetippt, was einen erneuten Aha-Effekt nach sich zieht. Die Performance Sport trägt am Vorderrad edle Brembo-M50-Monoblock-Bremssättel, die sich gnadenlos in die beiden 310-Millimeter-Bremsscheiben verbeißen. Über einen radialen Hauptbremszylinder und Stahlflex-Leitungen kann die Bremskraft präzise dosiert werden und lässt auch bei glühend heißen Bremsscheiben nicht nach. Den weiteren Geschwindigkeitsabbau überlässt der Pilot der Motorbremse, bis die Maschine mit gemütlichen 180 km/h dahinrollt. Jedenfalls kommt einem diese Geschwindigkeit nun fast wie Bummeltempo vor. Der Vierzylinder läuft wunderbar sanft und nahezu vibrationslos.

Die Kawasaki hat der Zwischensprint – im Gegensatz zum Fahrer – völlig unbeeindruckt gelassen. Sie ist groß und lang und zieht auch bei Topspeed mit der Gelassenheit eines ICE ihre Bahn. Nervosität ist für sie ein Fremdwort und der neue Jahrgang darf sich über ein edles Öhlins-TTX-39-Federbein freuen. Selbstverständlich voll einstellbar und die Federvorspannung kann bequem per hydraulischen Handrad auf die persönliche Präferenz justiert werden.

Merkwürdige Sitzposition

Kritikpunkte? Nun ja, die Sitzposition ist ein wenig eigenartig, weil die Fußrasten relativ weit hinten und hoch angebracht sind und man weit nach vorne zum Lenker greifen muss. Bei höheren Geschwindigkeiten ist das zwar von Vorteil, aber in der Innenstadt werden die Handgelenke schon strapaziert. Auf der Landstraße erweist sich die ZZR 1400 als angenehme Begleiterin, allerdings kann sie in engen Kurven ihre Masse nicht leugnen und drängt bei flotter Gangart etwas über das Vorderrad. Die bei maximal 162 Nm Drehmoment dringend notwendige Traktionskontrolle ist dreifach einstellbar und arbeitet gut und unauffällig. Wer das Regen-Mapping einstellt, kappt 25 Prozent der Spitzenleistung. Sind immer noch 150 PS.