Klartext: Elektrische Landlust

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Meinen gebrauchten Leaf werde ich also wie derzeit die meisten Elektroautofahrer fast ausschließlich zuhause laden, mit überschaubaren Stromleistungen über mindestens sechs Stunden lange Nächte. Wenn doch einmal Einkaufstouren mit großen gefahrenen Distanzen anstehen, kann man schauen, ob die jeweiligen Märkte auch Ladeplätze haben (da gibt es immer wieder erfreuliche Überraschungen), kriegt ein Smart Shuttle oder man fährt diese Touren halt Kohlenwasserstoffe verbrennend. Genau das ist ja das Schöne am Zweitwagen: Er muss, ja: soll gar nicht alles können, sondern eine Nische besonders gut ausfüllen. Sportwagen. Transporter. Landleaf.

Leading Environmentally-Friendly Affordable Family

Wer diese Sicht auf den Zweitwagen akzeptiert, kann vernünftig planen, ob ein alter Leaf den Alltag wirklich verbessert im Vergleich zu einem alten Golf. Ich halte das für unseren konkreten Fall für relativ wahrscheinlich. Der Leaf ist als Gebrauchter gut gealtert. Die Konstruktion zeigte wenige Schwachstellen, die Wartung kostet sehr wenig, und weil Leaf-Fahrer fast immer auch ein Stück weit Enthusiasten waren, haben sie sich liebevoll um ihre Autos gekümmert. Das kann man für einen alten Golf nur dann annehmen, wenn man unangenehme Überraschungen liebt.

Der größte Langzeit-Zweifel damals beim Erscheinen des Leaf war natürlich die Batterie, das teuerste Teil jedes Elektroautos, das als chemischer Energiespeicher ganz sicher altert, schon von alleine. Mittlerweile gibt es eine Menge Langzeit-Erfahrungen mit Traktionsbatterien, und die zeichnen ein recht eindeutiges Bild: Durch die schonende Behandlung der Lade-/Entladekontrolle und das Thermomanagement altern die Li-Ion-Akkus in Autos deutlich langsamer als in Unterhaltungsgeräten. Dazu kommt, dass die Hersteller stille Reserven vorsehen, die bei Alterung freigeschaltet werden können. Das einzige Alterungsproblem zeigte die Leaf-Batterie bei sehr hohen Außentemperaturen über 50° C, wie sie in den Wüsten Amerikas auftraten. Unsere bei mitteleuropäischen Temperaturen gefahrenen Akkus leben immer noch in einem überwiegend erfreulichen Zustand.

Letztendlich kommt es also nur darauf an, welcher km-Betrag auf der täglichen Pendelstrecke der Frau anfällt und was der Erstwagen alles abdeckt. Ich denke hier an einen VW Bus, damit ich Motorräder transportieren kann. Denn auf dem Land kann ich für den Kasten einen Langstrecken-effizienten Dieselantrieb kaufen. Die sollen ja gerade sehr günstig sein ... (cgl)