Gentlecar Audi A2

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Die Autobild zitierte 2003 einen anonymen Audi-Ingenieur mit: "Der A2 ist ein Technologieträger, der nie hätte in Serie gehen dürfen." Was der Anonyme meinte, wurde mit den Jahren immer klarer: Der A2 hatte sehr viele innere Werte in einer Welt, in der es auf Äußerlichkeiten ankommt, bei denen er die Zurückhaltung eines Gentlecar zeigte. Obwohl Audi den A2 auch für mehr weibliche Kundschaft konstruierte, lag der Frauenanteil bei den Kunden unter 40 Prozent. Das Design, das Audi-typisch über die Jahre belegte, wie gut es altert, kam nach der Einführung zunächst weniger gut an. Die AMS fand die schlichte Gestaltung richtig kacke, was für sich allein nicht viel heißen mag, aber eine damals weit verbreitete Meinung in der Autoszene widerspiegelt. Irgendwann sollte mit netterer Werbung und Plastik-Kotflügeln eine jüngere Kundschaft angesprochen werden, was wie so oft in solchen Fällen nur die Grenzen der Werbung zeigte. Der A2 war nie ein Typ für die Massen.

Saabige Kundschaft

Die Jungen wollten ihn nicht, die Frauen wollten ihn nicht, die Rentner bevorzugten die konzeptionell vergleichbare A-Klasse von Mercedes, denn sie hatten ja schon immer einen Mercedes. Es blieben als Zielgruppe Menschen um die 50 mit einem Level von Geschmack, Interesse und Intelligenz, der sie diesen Alu-Audi schätzen ließ. Es war eine sehr saabige Kundschaft, aber wie bei Saab eben auch eine sehr kleine. Diese Menschen erfuhren im Alltag schnell, wie gut verarbeitet das Auto war, wie praktisch der Innenraum (die leichten Rücksitze etwa konnten einfach herausgenommen werden und per Tragegurt getragen), und wie bequem vier Personen selbst auf langen Touren saßen. Diese langen Touren zeigten jedoch auch die wohl größte konstruktionstechnische Schwäche des A2: den kleinen Tank. 38 Liter plante Audi ein. Später vergrößerte man den Tank nach der berechtigten Kritik ("ein Witz") auf 42 Liter. Doch obwohl das Auto bis heute die Bestenlisten der Spritsparer dominiert, obwohl seine Aerodynamik ausgezeichnet funktionierte, nervte diese Tankgröße auf Autobahnreisen mit ihrem höheren Verbrauch.

Hot in the City

Doch die verkauften A2 haben heute ihren Platz gefunden, meistens irgendwo im Ballungszentrum oder dessen Speckgürtel. Da passt er hin, da reicht die Tankgröße vollkommen aus. Ich sehe ihn in Stuttgart häufig, meistens in Leasing-Silber, seltener auch in blau oder schwarz. Immer steht er sehr gut da. Ich habe noch nie einen vernachlässigt-verotteten A2 gesehen. Das mag an den Eigenarten Baden-Württembergs liegen, ich vermute die Ursache jedoch eher darin, dass Mensch-Maschine-Beziehungen mit einem A2 vornehmlich von Menschen geführt werden, denen ihr Auto, dessen Wartung, Zustand und Technik nicht egal sind.