Gut vs. Besser

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Vor langer Zeit las ich einmal eine Auslassung eines deutschen Vereins (oder Verbands?) für Sportfahrwerke, den es sicherlich noch gibt, auch wenn ihn Google gerade nicht findet. Der PR-Mann schrieb dort, Sportfahrwerke mit ihren Reserven seien nicht nur eine Investition in Fahrbarkeit, sondern gerade deswegen auch eine Investition in Sicherheit. Es flossen Ozeane den Rhein herunter bis zu dem Tag, an dem mir dieser Satz auf dem Dauertester Kawasaki ER-6n einfiel. 600 Euro hatten die Querhaftung verbessert, den Bremsweg verkürzt, dem ABS eine bessere Arbeitsgrundlage geliefert und am wichtigsten: dem Fahrer ein besseres Gefühl gegeben. Es war zu diesem Zeitpunkt der Technik die sicherheitstechnisch bessere Investition, die 600 Piepen ins Fahrwerk zu stecken statt ins etwa dasselbe kostende ABS, mit dem sich Anfänger gelegentlich aufs metaphorische Dach legten, was unangenehmer ist als bei Autos mit ihrem physischen Dach.

Wie ein tolles Küchenmesser

Wenn ich mir selber schmeicheln will, erzähle ich mir, dass ich dem Anfängerstatus entflohen bin und deshalb das bessere Fahrwerk nun auskosten kann, wie es dem Beginner unmöglich wäre. Das ist natürlich Quatsch. Ich fand es nur total super. James May schrieb einmal zu den Fahrwerken, sie seien wie ein tolles Küchenmesser: Selbst wenn du nur deine Karotten damit schneidest, macht ihre Handhabung viel Freude. Genauso merken selbst die vorsichtigsten Lullerer, wenn es kompetent federt da unten im Stahlstrebenfachwerk. Letztendlich lautet die Wahrheit: Ich habe jetzt ein Fahrwerk, weil es das diesmal a) gibt und ich es b) bezahlen konnte. Der Einsteiger soll weiterhin ein Motorrad finden können, das er bezahlen kann, dabei will ich bleiben. Wer das leichteste, agilste Motorrad der Mädchenspaßklasse sucht, kann weiterhin die Standard-Duke kaufen, ab jetzt (MJ 2016) mit stärkerem Motor und vielleicht dichtem Display. Er sollte dann das tun, was ich damals tat: niemals die R-Version fahren. Sie wird ihm sein Fahrzeug unumkehrbar madig machen. Das kann 10.295 Euro teuer werden. (cgl)