Klartext: Leicht gemacht

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Der Grund ist derselbe wie bei der Triumph: Die Duke macht es dem Fahrer einfach. Schon die Supermotofahrer der ersten Ausfahrt zeigten das, denn ich bin beileibe kein Rennfahrer, sondern eine hochamtliche Schwuchtel. Eine Supermoto schnell bewegen erfordert ein erhebliches Maß an sicher sitzender motorischer Fertigkeit. Die Duke schnell bewegen erfordert nicht mal eine entsprechende Absicht. Sie zeigt, dass es leichter geht: Die Konkurrenten Kawasaki ER-6n oder Suzuki Gladius sind im selben Segment der kleinen Allrounder vertreten, auch mit etwa 70 PS, auch mit serienmäßigem ABS, in derselben Preisklammer. Aber die Duke ist rund 40 kg leichter. Aus serienmäßig 163 kg vollgetankt wurden bei meiner bis jetzt 159 kg, aber viel gibt es nicht abzuschrauben.

Die Feuerprobe für einen echten Allrounder ist für mich die Rennstrecke. Echte Allrounder müssen bei gelegentlichen Renntrainings Spaß machen. Deshalb stellte ich mich mit meiner straßenbereiften Duke im tschechischen Most in die Startaufstellung zwischen lauter 1000er-Superbikes mit Slicks, in Erwartung, gleich ganz fies die Hupe zu kriegen. Es gibt kein wirkliches Analogon zur Autowelt hier, weil beim Auto die Wichtigkeit des Fahrers weniger krass heraussticht, aber man stelle sich einen serienmäßigen Fiat 500 Abarth in einem Feld voller rennfertiger 911er GT3 RS vor. In etwa so albern sah das aus. Wider Erwarten war das jedoch eins der besten Renntrainings meines Lebens. Wenn man mit gemütlichen 190 auf die Schikane nach der Zielgeraden zufährt statt mit 270, hat man alle Zeit der Welt, einen guten Bremspunkt zu suchen. Wenn die Ergonomie selbstverständlich natürlich funktioniert, bleibt die volle Aufmerksamkeit für Blickführung und Linienplanung übrig, wo sie hingehört. Und wenn man mit seinem kleinen Clownskrad 1000er millimeterweise niederringt, schmeckt das Schnitzelbier am Abend gleich viel verdienter. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir jemals eine Maschine mehr übers Motorradfahren beigebracht hätte als diese.

Es wundert daher nicht, dass die Duke 4 der Verkaufserfolg ist, der die Duke 3 nie werden konnte. Und weil KTM so ein Hooligan-Image hat, fährt auch die schnelle Fraktion mal Probe, die Jungs, die sonst Superbikes fahren. Denen entgeht diese Perle vielleicht nicht so, wie sie mir fast entgangen wäre: bei den Vorurteilen. Im Gegenteil kommen zu meinem KTM-Händler viele Neukunden gerade wegen der Duke. Sie haben schon ein Motorrad: eine Panigale zum Beispiel, oder eine Superbimpf, etwas zum Zeigen am Motorradtreff. Sie wollen die Duke als Maschine "zum einfach Fahren". (cgl)