Der Nürburgring geht für 77 Millionen Euro an Capricorn

Knappes Rennen

Der Nürburgring geht für 77 Millionen Euro in den Besitz des Automobilzulieferers Capricorn über. Weitere 25 Millionen will das Unternehmen in die Sanierung der Rennstrecke investieren

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Der Nürburgring ist die längste permanente Rennstrecke der Welt. 3 Bilder
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Von
  • Ingo Gach

Köln, 12. März 2014 – Es war vielleicht das spannendste Rennen, das der Nürburgring je gesehen hatte. Nur dass es nicht auf, sondern neben dem Asphalt stattfand. Als Sieger im Bieterverfahren um die insolvente Rennstrecke ging schließlich der Automobilzulieferer Capricorn durchs Ziel. Es war ein denkbar knapper Vorsprung, denn das amerikanische Finanzkonsortium H. I. G. hatte ebenfalls viel Geld geboten, aber letztendlich entschied das bessere Konzept und die bereits existierende Affinität zum Nürburgring über den Zuschlag für 77 Millionen Euro. Insolvenzverwalter Jens Lieser erklärte, dass zusätzlich 25 Millionen Euro am und um den Ring investierte werden sollen.

Technologie-Cluster geplant

Capricorn hat seinen Sitz in Düsseldorf, aber Gründer und Geschäftsführer Robertino Wild hat seinen Betrieb in einem Hinterhof in Adenau begonnen, einen Steinwurf vom Nürburgring entfernt. Heute arbeiten insgesamt rund 350 Leute für ihn, 100 davon in einem Werk in der Nähe des Nürburgrings. Wild plant ein Technologie-Cluster hier zu etablieren und steht nach eigenen Angaben bereits im Gespräch mit anderen Instituten wie dem Fraunhofer-Insititut. "Ich weiß, dass vom Nürburgring viel mehr Menschen leben als dort beschäftigt sind", erklärt Wild. "3000 Leute leben vom Ring. Das muss man wissen und dementsprechend muss man seine Entscheidungen treffen."

Er will, dass der Nürburgring sich wieder auf den Motorsport, die Touristenfahrten und den Testbetrieb konzentriert, Veranstaltung wie „Rock am Ring“ sollen weiterhin stattfinden. Trennen will er sich hingegen von dem Erlebnispark „Grüne Hölle“, was im Klartext wohl deren Abriss bedeutet. Es gab Proteste vor dem Hotel in Koblenz, wo die Insolvenzverwalter Lieser und Schmidt sowie die Bieter tagten. Auch der ehemalige ADAC-Präsident Otto Flimm war darunter, zeigte sich aber anschließend einigermaßen beruhigt.

Ausstieg möglich

Rechtsgültig wird der Vertrag erst, wenn die EU-Kommission in Brüssel ihn abnickt. Zurzeit laufen dort noch Untersuchungen über mögliche unrechtmäßige Beihilfen des Landes Rheinland-Pfalz von insgesamt einer halben Milliarde Euro. Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz unter Kurt Beck hatte den Freizeitpark für rund 330 Millionen Euro bauen lassen und sich dabei übernommen. Der ehemalige Finanzminister Ingolf Deubel, einige frühere Manager wie Walter Kafitz und der Ex-Geschäftsführer der Förderbank ISB werden von der Staatsanwaltschaft wegen Untreue angeklagt. Capricorn kann vom Vertrag zurücktreten, falls sie Rückforderungen zahlen sollen.

(mfz)