Der Mercedes SLK 250 CDI wird mit 204 PS starkem Diesel zum knorrigen Kraftprotz

Kraftprobe im Mercedes SLK 250 CDI

Der Mercedes SLK wirkt nicht wie einer, der nach Rekorden aus ist, das flotte Flanieren scheint ihm eher zu zu liegen. Es sei denn, man wählt die Dieselvariante: 500 Nm und 204 PS machen aus dem Schönling einen Berserker

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  • ggo
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Konstanz/Stuttgart, 12. April 2012 – Der erste Mercedes SLK hatte ja einen eher sachlichen Charme, was man der aktuellen Generation nicht unbedingt nachsagen kann. Sie gibt sich elegant-opulent, manche finden sie sogar feminin, trotz der völlig unbescheidenen Front. Der SLK eignet sich nicht zur Demonstration von Härte, das bleibt "echten" Roadstern wie einem Morgan oder Lotus vorbehalten. Flanieren am Lido steht ihm dagegen bestens, es sei denn, man leistet sich den SLK 250 CDI: Mit dem 204 PS starken Selbstzünder wird der SLK zu einem ziemlich eigenwilligen Charakterdarsteller.

Kaltstart

Ich lasse mich in den Fahrersitz fallen, finde eine Sitzposition vor, die fast jedem passt. Auch die Innenhöhe macht keinerlei Probleme, selbst Zweimetermänner kommen klar, sofern sie nicht über die Maßen merkwürdige Proportionen mitbringen. Ich weiß nur nicht so recht, wohin mit dem linken Arm, aber der SLK ist halt keine Limousine. Wer einen Roadster für Arme will, muss den SL kaufen. Egal, jetzt kommt der spannende Moment, Anlassen: Die Mercedes-Leute haben den SLK CDI vorher netterweise nicht warmlaufen lassen, vielleicht war es ihnen auch einfach zu früh am Morgen.

Die ersten Meter durch Konstanz sind befremdlich. Es ist kühl, das Dach bleibt zu, der Diesel ist nicht zu überhören. Der SLK CDI versprüht den akustischen Charme eines T1-Transporters, allerdings ohne dessen brutale Vibrationen. In der Erinnerung an diverse Studentenjobs frage ich mich noch heute, warum die Kiste einfach nicht auseinanderbrechen wollte, selbst bei Top-Speed – gute Exemplare schafften echte 130. Von derart rustikalen Schwingungen bleibt man im SLK verschont, er verbreitet seinen Diesel-Charme ausschließlich ohral.

Ruhiges Landleben

Nach einigen Kilometer kehrt einigermaßen Ruhe ein. Der Motor ist warm, aber im Stadtverkehr noch immer klar als Diesel zu identifizieren. Auf der Landstraße verändert der SLK CDI seinen Charakter plötzlich, das Motorgeräusch tritt in den Hintergrund. Warum auch immer, die in der Stadt rau und deplaziert wirkende Maschine scheint bei höheren Geschwindigkeiten in eine annähernd geschmeidige Lauerstellung überzugehen, das Gesamtbild passt auf einmal: Die Siebengang-Automatik schaltet unauffällig aber spontan, das Fahrwerk gibt sich mit seinem kurzen Radstand höchst agil und dennoch komfortabel. Ein bisschen störend fallen allenfalls eine Neigung zum Wanken und der bescheidene Geradeauslauf bei schneller Autobahnfahrt auf.