Donnerwetter

Langzeittest: Rukka Thund-R

Rukka fertigt seit über drei Jahrzehnten sehr gute, teure Motorradbekleidung. Mit der Modellreihe Thund-R will die finnische Marke jetzt eine relativ günstige Jacke und Hose offerieren, die dennoch die Qualität und Sicherheitsausstattung ihrer High-Performance-Modelle bietet. Kann das funktionieren?

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  • iga
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Rukka fertigt seit über drei Jahrzehnten sehr gute, aber auch teure Motorradbekleidung. Mit der Modellreihe Thund-R will die finnische Marke jetzt eine relativ günstige Jacke und Hose offerieren, die dennoch die Qualität und Sicherheitsausstattung ihrer High-Performance-Modelle bietet. Kann das funktionieren oder verhallt der Donner?

Der finnische Motorradbekleidungsspezialist Rukka zeichnete sich schon immer durch hochwertige Qualität aus, meist zu stolzen Preisen. Aber wenn man trocken und vor allem gut geschützt auf dem Motorrad unterwegs sein will, sollte man nicht sparen, und deshalb erfreut sich die Marke seit 1986 großer Beliebtheit. Die Begeisterung begann vor allem in der Tourenfraktion, weil Rukka bereits früh auf Gore-Tex und Protektoren setzte. Jetzt bietet Rukka ein verhältnismäßig günstiges Einstiegsmodell in seine Oberklasse an. Wir ergriffen die Gelegenheit und unterzogen die auf den Namen Thund-R getaufte Jacke und Hose einen ausgiebigen Langzeittest über etliche tausend Kilometer. Bei Temperaturen zwischen 3 und 33 Grad, von sengender Sonne bis Dauerregen musste der Anzug zeigen, ob er hält, was Rukka verspricht.

Günstiger, aber nicht billig

Die Thund-R Jacke kostet 699 Euro, die Hose kommt auf 579 Euro Listenpreis. Das klingt jetzt erst einmal teuer, und woanders bekommt man schon komplette Textil-Kombis für unter 500 Euro, doch können die billigen Teile bei weitem nicht mit der Ausstattung von Rukka konkurrieren. Im Vergleich zu Rukkas Topmodell „Realer“, bei dem nur die Jacke schon 1199 Euro kostet, ist die Thund-R hingegen schon fast ein Schnäppchen, zumal sie ebenfalls modernste Komfort- und Sicherheitsausstattungen bietet. Jacke und Hose bestehen aus Dreilagen-Laminat mit Gore-Tex-Membran und darüber liegendem Cordura 500S, was schon mal Wind- und Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität verspricht. Das heißt, es dringt kein Regen von außen durch und umgekehrt wird Schweiß nach außen abgegeben. Schutz gewähren moderne D30-Air-Gelenkprotektoren. Die nach CE-Norm geprüften elastischen Protektoren an Ellenbogen, Schultern, Hüfte und Knie/Schienbein sind atmungsaktiv und erfreulich weich. Wenn man mit den Finger auf die Protektoren drückt, gibt das Material leicht nach, bei plötzlichen Schlägen bleibt der Protektor aber hart und absorbiert die Energie vorbildlich. Hartschalen hingegen verursachen manchmal auf Dauer unangenehme Druckstellen am Körper. Dieses Problem kennt der Thund-R definitiv nicht.

Bequemer Schnitt

Als Farbe für die Thund-R wählen wir Schwarz, die Variante mit neongelben Schultern und Oberarmen mag zwar auffälliger sein – Sicherheitsfanatiker schwören darauf –, war uns aber etwas zu schreiend. Dezente Reflektoren befinden sich ohnehin aus Sicherheitsgründen auf jeder Rukka-Jacke. Tatsächlich kann die schick geschnittene Thund-R-Jacke auch problemlos in der Freizeit getragen werden, ohne dass sie einen gleich als Motorradfahrer outet. Innen hält ein Thermofutter den Träger warm, das bei steigenden Temperaturen entfernt werden kann. Großer Pluspunkt: Das Innenfutter lässt sich sowohl aus der Jacke als auch der Hose in Sekundenschnelle heraustrennen, aber auch genauso schnell wieder einsetzen. Die Reißverschlüsse des Innenfutters bilden zwar bei den meisten Kombis kein Hindernis, aber bei vielen artet es in lästige Fummeleien in den Ärmeln aus, um diverse Knöpfe des Inlets zu lösen und wieder zu fixieren. Das Prozedere lässt sich an der Thund-R hingegen im Handumdrehen erledigen.

Die erste Anprobe verläuft absolut zufriedenstellend. Es kneift nichts, nirgendwo schlackert etwas und die Protektoren sitzen exakt über den Gelenken. Die Bewegungsfreiheit bleibt komplett erhalten, selbst wenn man sich auf das Motorrad schwingt, ändert sich nichts an dem luftigen Tragegefühl. Auch die Protektoren an Knien, Ellenbogen und Schultern bleiben an Ort und Stelle – das sollte zwar selbstverständlich sein, nur leider hat man schon zu viele Kombis erlebt, bei denen die Protektoren bei einem sitzenden Fahrer nicht mehr über den Gelenken positioniert sind und im Falle eines Sturzes keinen Schutz gewähren.

Cleverer seitlicher Reißverschluss

Auf beiden Seiten der Jacke gibt es je einen langen Reißverschluss, der zwecks Ventilation bei Hitze geöffnet werden kann. Recht clever: die Reißverschlüsse haben zwei Zipper, mit denen die Seite vollständig oder nur teilweise geöffnet werden kann. Die Ärmelweite lässt sich am Ober- und Unterarm über Druckknöpfe in drei Stufen variieren und am Ärmelbündchen per Reißverschluss und Klettverschluss eng um das Handgelenk legen.