Mercedes verlässt DTM zugunsten der Formel E

Mercedes hat am Montag (24. Juli 17) bekanntgegeben ab der Saison 2019 die DTM zu verlassen. Danach wird sich der Traditionshersteller in der Formel E engagieren, wo er auf seine ehemaligen DTM-Rivalen Audi und BMW treffen wird. Die Zukunft der DTM ist ungewiss

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Mercedes verlässt DTM zugunsten der Formel E
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Von
  • Christian Lorenz

Mercedes-Motorsport-Direktor Toto Wolff teilte vergangenen Montag (24. Juli 2017) der Presse mit, dass Mercedes aus der DTM aussteigt. Daimler wird demnach das Tourenwagen-Engagement nach der Saison 2018 beenden, um im Anschluss in die Formel E einzusteigen.

Bald DTM-Geschichte: Lucas Auer, der Neffe von DTM-Chef Gerhard Berger, hinter seinem Mercedes-Markenkollegen Paul Di Resta

(Bild: Mercedes-AMG)

In der Formel E wird Mercedes wieder auf seine deutschen Wettbewerber Audi und BMW treffen, die unlängst ebenfalls ihr Engagement in der Elektro-Rennserie begonnen haben. Das Mercedes-AMG Formel 1 Team bleibe von der neuen motorsportlichen Ausrichtung des Daimler-Konzerns jedoch vollkommen unberührt, macht das Vorstandsgremium von Mercedes-Benz-Motorsport deutlich.

Für die DTM ist diese Ankündigung ein herber Schlag. Gerhard Berger ist fassungslos. Der ehemalige Formel-1-Star aus Tirol ist seit März 2017 erster Vorsitzender des „Internationale Tourenwagenrennen e.V. (ITR)“. Er ist damit Chef der DTM und hat als solcher gerade erst den AMG-Mitgründer Hans Werner Aufrecht abgelöst. Aufrecht hatte die DTM seit 1986 geleitet.

„Mir ist bewusst, was der Rückzug von Mercedes für die DTM bedeutet“, sagte der Österreicher der ehemals auch schon BMW-Motorsport-Direktor war in einem Exklusiv-Interview der Bild Zeitung. Glücklicher- und fairerweise habe Mercedes aber den Ausstieg mit einem Vorlauf von anderthalb Jahren angekündigt, was ihm und seinen Mitarbeitern jetzt die Möglichkeit gebe, sich mit Hochtouren darauf vorzubereiten. Aus Expertenkreisen hört man, das heißt im Klartext: Berger hat eineinhalb Jahre Zeit, einen neuen Hersteller zu finden, der sich in der DTM engagiert. Viele Beobachter der Motorsportszene glauben nämlich nicht, dass die DTM auf Dauer mit nur zwei Marken überleben kann. Obwohl dieses Szenario nach dem Ausstieg von Opel im Jahre 2005 sechs Jahre Realität war. Nur Audi und Mercedes traten damals gegeneinander an. Mit Mercedes zieht sich jetzt aber der erfolgreichste und dienstälteste Mitstreiter aus der DTM zurück.

Die Formel E kann sich dagegen über den Einstieg einer weiteren deutschen Prestigemarke freuen. „Heute ist ein großartiger Tag, weil wir Mercedes in der Formel E-Familie begrüßen dürfen“, sagte Alejandro Agag, Gründer und Geschäftsführer der Formel E. „Damit wächst die Zahl der Hersteller, die sich an der elektrischen Revolution beteiligen noch weiter.“

Denn die DTM-Rivalen von Mercedes setzen ihren Einstieg in die Formel E bereits um. Audi nimmt schon ab Dezember den Startplatz des Teams Abt Sportsline mit einem eigenen Werksrennstall ein. Und jüngst hat auch BMW seinen Einstieg mit einem Werksteam in die elektrische Rennserie von der Saison 2018/19 angekündigt. Dass das bereits ein deutlicher Hinweis auf das Ende der DTM ist, will Gerhard Berger so aber noch nicht stehenlassen: „ Wir müssen abwarten, wie die anderen beiden Hersteller reagieren, um das Ausmaß des Mercedes-Ausstiegs seriös bewerten zu können", sagt der ehemalige Formel-1-Rennfahrer.

Nachvollziehen kann Gerhard Berger die Attraktivität der Formel E übrigens nur aus Marketing-Gesichtspunkten. „Ich sage immer noch, dass die Formel E kein Motorsport ist, und ich hätte nicht geglaubt, dass sie diese Auswirkungen hat“, so Berger zur Bild Zeitung. (chlo)