Opel legt Sanierungsplan vor
Opel will nach der Übernahme durch PSA ohne betriebsbedingte Kündigungen und Werkschließungen auskommen. Die Lohnkosten sollen über Abfindungen, innovative Arbeitszeitkonzepte und Altersteilzeit gesenkt werden
- dpa
Opel will nach der Übernahme durch PSA ohne betriebsbedingte Kündigungen und Werkschließungen auskommen. Die Lohnkosten sollen über Abfindungen, innovative Arbeitszeitkonzepte und Altersteilzeit gesenkt werden, kündigte das Unternehmen am Donnerstag (9. November 2017) in Rüsselsheim an.
Die genaue Ausgestaltung wie auch der Zeitraum des Kündigungsschutzes ist allerdings noch Gegenstand von Verhandlungen mit den Arbeitnehmern. Bis Ende 2018 sind die rund 19.000 Opel-Beschäftigten in Deutschland ohnehin vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen gemeinsam mit der britischen Schwestermarke Vauxhall rund 38.000 Menschen an zehn europäischen Standorten.
Opel will bei seinem Sanierungsprogramm „Pace“ (engl. Tempo) mit einem schnellen Schwenk auf die Technologie des neuen Mutterkonzern PSA in die Gewinnzone kommen. Dafür werden auch zwei bereits geplante Modelle, die noch auf der Technik des früheren Eigners General Motors basieren, in den Werken Eisenach und Rüsselsheim durch neue Projekte auf PSA-Plattformen ersetzt. Die Kosten pro hergestelltem Auto sollen um 700 Euro sinken, sodass bereits ab 800.000 Autos pro Jahr die Gewinnzone erreicht werde, kündigte Opel an.
„Dies ist ein großer Tag für Opel“, sagte der neue Opel-Chef Michael Lohscheller. Es seien Elektrovarianten für jede Baureihe vorgesehen. Dabei spielt der noch von GM entwickelte Opel Ampera-e keine Rolle mehr. Mit ihm hat sich die Marke bei einigen Interessenten gerade ziemlich unbeliebt gemacht: Denn der groß angekündigte Elektrowagen, mit großer Reichweite und halbwegs bezahlbar, ist derzeit kaum zu bekommen.
Im Jahr 2020 will Opel mit PSA-Technologie bereits vier Elektro-Modelle inklusive des neuen Corsa auf dem Markt haben und vier Jahre später jedes Modell auch in einer E-Variante anbieten können. Zu diesem Zeitpunkt soll es keine Fahrzeuge auf GM-Basis mehr im Programm geben. Jeder neue Opel werde im Rüsselsheimer Entwicklungszentrum geplant.
Durch eine schlankere Produktpalette, eine kostengünstigere Produktion sowie einen gemeinsamen Einkauf will Opel/Vauxhall bis 2020 jedes Jahr 1,1 Milliarden Euro Kosten einsparen. So soll ein operativer Gewinn in Höhe von 2 Prozent des Umsatzes erreicht werden. Danach sollen es sogar 1,7 Milliarden Euro jährliche Einsparungen sein, wie Lohscheller erklärte. Opel plant eine Exportoffensive, mit der bis 2022 rund 20 neue Märkte erschlossen werden sollen. Der Gang nach China und Brasilien werde darüber hinaus geprüft, kündigte der Opel-Chef an. In der Vergangenheit gelang eine nachhaltige Gesundung des Unternehmens unter anderem deshalb nicht, weil GM Opel nicht auf neue Märkte lassen wollte.
Opel hat unter der Ägide des bisherigen Besitzers General Motors seit 1999 keinen Jahresgewinn mehr geschafft. Zum 1. August dieses Jahres hat PSA das Unternehmen samt der britischen Schwestermarke Vauxhall übernommen. PSA-Chef Carlos Tavares hat die Opel-Fabriken als vergleichsweise ineffizient bezeichnet und das deutsche Management mit einem Sanierungsplan beauftragt. Tavares gilt als harter Sanierer: Vor ein paar Jahren ging es PSA wirtschaftlich so schlecht, dass der französische Staat der Finanzsparte PSA Finance helfen musste. Seit der Portugiese vor knapp vier Jahren Vorstandsvorsitzender von PSA Peugeot Citroën ist, hat der Konzern eine Reihe von teils schmerzhaften Einschnitten vorgenommen. PSA steht heute gut da: 2012 hatte das Unternehmen einen Rekordverlust von fast 5 Milliarden Euro zu verkraften, 2016 lag der Gewinn bei 2,149 Milliarden Euro. (mfz)