2015 sollen erste Brennstoffzellenautos fahren. Ihr Tankstellennetz wird ab jetzt geknüpft

Ozapft is!

Wer kauft emissionsfreie Brennstoffzellenautos, wenn es dafür hierzulande nur 15 Tankstellen gibt? Die Projektpartner der Initiative "H2 Mobility" kündigen einen Plan zum Aufbau eines deutschlandweiten Wasserstoff-Tankstellennetzes an. Dazu sollen bis 2023 rund 400 H2-Tankstellen errichtet werden

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  • Florian Pillau
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Stuttgart, 30. September 2013 – Wer kauft ein emissionsfreies Brennstoffzellenauto, wenn es dafür hierzulande nur 15 Tankstellen gibt? Wer baut aber die Stationen, wenn es keine Autos gibt? Die Initiative "H2 Mobility" möchte dieses Henne-Ei-Problem nun aktiv angehen und H2-Tankstellen errichten. Fünf der sechs Partner, weil sie Wasserstoff verkaufen (Air Liquide, Linde, OMV, Shell und Total), einer, weil er mittlerweile serienreife Elektroautos mit Brennstoffzelle in der Pipeline hat (Daimler). Die Projektpartner stellten nach vielen Ankündigungen jetzt einen konkreten Plan zum Aufbau eines deutschlandweiten Wasserstoff-Tankstellennetzes vor. Dazu sollen bis 2023 rund 400 H2-Tankstellen errichtet werden.

In zehn Jahren von 15 auf 400

Seit Jahren berichten wir begeistert über nahezu und so gut wie serienreife Brennstoffzellenflitzer – um dann zu bedauern, dass es noch kaum Zapfpunkte für Wasserstoff gibt. Im Gegensatz zu den existierenden Netzen der herkömmlichen Tankstellen, von deren Treibstoff man ja weg will und dem Stromnetz, das leider nur Akku-E-Mobile versorgen kann, ist von einem H2-Netz weit und breit noch nichts zu sehen. Dabei ist – oder wäre – die Brennstoffzelle eine intelligente Antwort auf das Reichweiten- und Gewichtsproblem der Akku-Elektroautos und ganz nebenbei auch so schnell betankt wie ein Auto mit Verbrennungsmotor. Die Energiespeicherung in Wasserstoff wäre dann – so die frohe Hoffnung – die Voraussetzung für eine CO2-ärmere Mobilität, sobald die Stromerzeugung auf umweltfreundliche Energieträger umgestellt ist. Doch gibt es heute lediglich 15 Zapfstellen in Deutschland.

Bereits innerhalb der kommenden vier Jahre sollen die ersten 100 Wasserstoff-Stationen in Betrieb gehen. Damit könnten die Fahrer von Wasserstoffautos erstmals die Langstreckentauglichkeit ihres Antriebs auch im Realbetrieb nutzen. Auf bestimmten Strecken jedenfalls.

Ein Brennstoffzellenautofahrer in Hamburg könnte zwar bereits an drei Tankstellen vorfahren, ist mangels Sationen in der Fläche allerdings auf Touren in und um die Stadt beschränkt und damit in keinem bedeutenden Vorteil gegenüber einem Strom tankenden Elektroautofahrer, sieht man mal von der Ladezeit ab. Ausdrücklich soll "nicht nur für die Ballungsräume und Hauptverkehrsrouten, sondern auch für den ländlichen Raum eine alltagstaugliche H2-Versorgung geschaffen werden". Ziel ist, bis 2023 in den sechs Metropolregionen Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Stuttgart und Rhein-Ruhr je mindestens zehn Stationen und außerhalb der Städte mindestens alle neunzig Autobahnkilometer eine H2-Tankstelle zu errichten.

Eine Zapfstelle alle 90 Autobahnkilometer

"H2 MobiIity" rechnet mit einem Investitionsbedarf von rund 350 Millionen Euro und hofft auf einen "Marktaufbau" insbesondere auch mit Unterstützung des "Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie" (NIP). Deutschland solle so "zum Leitmarkt für nachhaltige Mobilitätslösungen und effiziente Technologien" werden. Voraussetzungen für den Markterfolg sieht die Initiative neben einer bedarfsgerechte Zahl von H2-Tankstellen auch in attraktiven Anschaffungs- und Unterhaltskosten für die Fahrzeuge. Das geplante „H2 Mobility“-Joint Venture wird deshalb auch in Zukunft sehr eng mit der Automobilindustrie zusammenarbeiten.