Probefahrt im Mercedes 190 D Blue Efficiency

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Ein bisschen gedengelt und gesägt werden musste dennoch, wie man sich bereits beim Blick in den Motorraum vorstellen kann. In Summe mit sämtlichen Nebenaggregaten, die sich heutzutage in einem Motorraum versammeln, füllt der OM 651 das vorgesehene Abteil im 190er bis in den letzten Winkel aus. Da bleibt nicht viel Spielraum: Die Lenkung drohte mit der Ölwanne des neuen Motors zu kollidieren, es musste eine neue her – ein Exemplar vom Mercedes Sprinter passte. Für das aktuelle Sechsgang-Getriebe musste der Getriebetunnel geweitet werden, ein passendes Hinterachsdifferential fand sich beim Vorgänger der aktuellen C-Klasse, dem W203.

Vernetzte Kommunikation
So weit klingt alles noch nach routinierter Teamarbeit in Nachbars Garage. Als richtig kompliziert erwies sich aber, dass moderne Antriebe einen regen Informationsaustausch mit dem Rest des Autos pflegen. Diese Form der vernetzten Kommunikation beherrschte der 190er noch nicht. Im modernen Nachfahren C-Klasse kommunizieren ständig über ein Dutzend Steuergeräte miteinander, um ihre Aufgaben aufeinander abzustimmen – in höheren Fahrzeugklassen sind es zum Teil noch weit mehr.

Eine Antriebsschlupfregelung beispielsweise, bei der durch Eingriff in das Motormanagement Schlupf der Antriebsräder vermieden werden soll, erfordert natürlich, dass der Motor darüber Bescheid weiß, was die ABS-Sensoren zu vermelden haben. Und wenn dem OM 651 die Informationslage zu dünne ist, lässt er sich gar nicht erst starten: Das elektronische Zündschloss ist unter anderem das Bindeglied zwischen Motor-CAN-Bus und Innenraum-CAN-Bus. CAN steht übrigens für Controller Area Network und ist bis heute eines der zentralen Bussysteme im Auto. Leider gab es beim 190er noch keinen CAN-Bus.

Elektronische Notlügen
So reichte klassisches „Handanlegen“ dann doch nicht aus und man musste sich moderner Steuerungstechnik bedienen (die es damals ebenfalls noch nicht gab), um den OM 651 an sein altes neues Umfeld zu gewöhnen. Ein dicker „Elektronikkasten“ im Kofferraum gaukelt ihm im 190er zunächst vor, dass er sich auf einem Prüfstand befinden würde. So lässt sich der Motor schon mal klaglos starten. In Bewegung setzen wollte er sich aber nur, wenn er ordnungsgemäße Status­meldungen vom ABS erhält. So werden nun die ABS-Signale kurzerhand simuliert, elektronische Tricks im Dienste eines ungewöhnlichen Erlebnisses.