Unselbstständige Probefahrt im autonomen Mercedes S 500 Intelligent Drive

Intelligent chauffiert

Auf dem Rücksitz werde ich von einem Mercedes S 500 durch Sunnyvale kutschiert. Kein Science-Fiction und auch kein Zufall. Die gebotene Perfektion ist bereits heute erstaunlich - Daimler will 2030 in den USA die ersten autonom fahrenden Autos auf der Straße haben

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Sunnyvale (USA), 1. Dezember 2014 – Bertha brauchte nur ein paar Kreuzungen, um mir meine Angst zu nehmen. Das S-Klasse-Modell trägt diesen Namen, seit es die Fahrt von Mannheim nach Pforzheim autonom bewältigte und weil Bertha Benz 1888 auf dieser Strecke als erster Mensch im heutigen Sinn "Auto gefahren" ist.

Nun sitze ich auf dem Rücksitz des S 500 Intelligent Drive und werde völlig selbsttätig von einem Auto durch Sunnyvale kutschiert. Kein Zufall, denn hier – im Zukunfts-Paradies Silicon Valley – befindet sich Daimlers Entwicklungszentrum. Kalifornien erlaubt exklusiv autonome Testfahrten auf öffentlichen Straßen.

Die Sensoren sind schon Serie

Ein gewaltiger Computer-Bildschirm zeigt nahezu in Echtzeit alle möglichen Anhaltspunkte am Streckenrand und auf der Fahrbahn, an denen Bertha sich orientiert. Sonst könnte Bertha eine beliebige, normale S-Klasse sein. Was man auf den ersten Blick nicht sieht, sind die zahlreichen Ultraschall- und Radarsensoren und die Stereokameras an Front und Heck, mit denen das Fahrzeug sich durch den Verkehr orientiert. Ein leistungsfähiger Rechner führt die Unmengen an Daten zusammen und setzt sie in Fahrbefehle um. Dr. Jörg Hillenbrand, der an der Entwicklung der fahrerlosen Mercedesse beteiligt ist, erklärt, dass ein Großteil der verwendeten Technik bereits in der aktuellen S-Klasse zu haben ist. Die fährt, zum Beispiel im Stau, ja auch schon weitgehend selbständig oder legt Vollbremsungen hin, wenn die Daten der Sensorik eine Gefahrensituation erkennen lassen.

Bertha meistert den Verkehr, obwohl er in den USA oft recht anders aussieht als bei uns in Deutschland. Die Straßen sind viel breiter und nicht selten fünf- oder sechsspurig. Außerdem stehen Ampeln auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Nichtsdestotrotz kämpft sich Bertha unbeirrt durch schwierige Kreuzungen. Beim Einfädeln an Autobahnauffahrten ist sie in ihrer Souveränität sogar vielen deutschen Autofahrern einen gehörigen Schritt voraus. Dass Beschleunigungs- und Bremsmanöver noch spürbar ruckeln und es beim Abbiegen sehr vorsichtig und langsam zugeht, sei der intelligenten S-Klasse dabei verziehen. Je öfter eine gefahren und ausgewertet wird, desto sicherer werden die Aktionen letztlich gemeistert. Auch darin wirkt die autonome S-Klasse irgendwie menschlich.