Produktion von Power-to-Liquid-Dieselkraftstoff aufgenommen

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Synthetische Kraftstoffe aus Strom, Wasser und CO2 können einer der Schlüssel für eine klimaneutrale und von Öl-Importen unabhängige Mobilität sein. Eine Pilotanlage in Dresden hat nun die Produktion von sogenanntem „e-Diesel“ aus CO2, Wasser und Energie aus regenerativen Quellen aufgenommen

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  • Thomas Schneider/mid

Ingolstadt/Berlin, 22. April 2015 – Synthetische Kraftstoffe aus Strom, Wasser und CO2 können einer der Schlüssel für eine klimaneutrale und von Öl-Importen unabhängige Mobilität sein. Eine Pilotanlage in Dresden hat nun die Produktion von sogenanntem „e-Diesel“ aus CO2, Wasser und Energie aus regenerativen Quellen aufgenommen. Laut Mit-Initiator Audi eignet sich dieser Treibstoff zur Beimischung zu fossilem Dieselkraftstoff, kann aber auch als alleiniger Treibstoff eingesetzt werden.

Mit den ersten fünf Litern aus dieser Produktion hat die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka, öffentlichkeitswirksam ihren Dienstwagen betankt. „Wenn es uns gelingt, CO2 als Rohstoff einzusetzen, leisten wir einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz und Ressourceneffizienz und ebnen den Weg hin zu einer „Green Economy“, sagt Wanka.

PtL: elektrische Energie in FlĂĽssigkraftstoff

Betrieben wird die vom Bundesministerium geförderte neue Anlage von dem Dresdner Energietechnik-Unternehmen sunfire. Sie arbeitet nach dem sogenannten „Power to Liquid“-Prinzip (PtL) und nutzt Ökostrom, um einen flüssigen Energieträger herzustellen. Als Rohstoffe benötigt sie lediglich Wasser und Kohlendioxid. Momentan stammt das verwendete CO2 aus einer Biogasanlage. Künftig soll es zusätzlich aus der Umgebungsluft gewonnen werden.

Die Produktion erfolgt schrittweise: Zunächst spaltet eine Hochtemperatur-Elektrolyse das zu Dampf erhitzte Wasser bei mehr als 800 Grad Celsius in Wasserstoff und Sauerstoff. Sie kann dynamisch betrieben werden und könnte dadurch die Stromnetze bei Ökostrom-Spitzen stabiliseren. Der Wasserstoff reagiert anschließend unter Druck und Temperatur mit dem CO2. Daraus entsteht eine aus langkettigen Kohlenwasserstoff-Verbindungen bestehende Flüssigkeit, das sogenannte „Blue Crude“.

Der Wirkungsgrad des Gesamtprozesses vom erneuerbaren Strom bis zum flüssigen Kohlenwasserstoff ist laut Audi mit etwa 70 Prozent sehr hoch. Blue Crude lässt sich im Anschluss ähnlich wie fossiles Rohöl in einem Raffinerie-Prozess zu Dieselkraftstoff veredeln. Er sei frei von Schwefel und Aromaten und verbrenne daher sehr sauber seine hohe Cetanzahl mache ihn zudem sehr zündwillig.

Reiner Mangold, Leiter nachhaltige Produktentwicklung bei Audi, sieht in dem künstlichen Dieselkraftstoff eine wichtige Ergänzung zur Elektromobilität. Aber nicht nur das: „Die Nutzung von CO2 als Rohstoff ist nicht nur eine Chance für die Automobil-Industrie in Deutschland, sondern lässt sich auch auf andere Branchen und Länder übertragen.“ Schon länger forscht Audi öffentlichkeitswirksam auch an „Power-to-Gas“-Anlagen. (imp)