Kaffee-Racer
Exotische Krafträder werden schon mal von Versandhäusern angeboten [--] wir Deutsche erinnern uns da an die MZ TS aus dem Neckermann-Katalog. Heute offeriert Tchibo die bekannten Royal Enfield-Modelle Bullet 500, Classic 500 (in 3 Modellvariationen) und die Continental GT 535
- Florian Pillau
München, 15. März 2016 – Exotische Krafträder werden schon mal von Versandhäusern angeboten – wir Deutsche erinnern uns da an die legendären MZ TS 125, 150 und 250, die jahrelang den Neckermann-Katalog zierten. Heute offeriert Tchibo das indische Krad Royal Enfield übers Netz.
Der Kaffeeröster mit angeschlossenem Gemischtwarensegment vertreibt die bekannten Modelle Bullet 500, Classic 500 (in 3 Modellvariationen) und die Continental GT 535. Anders als in den 70er-Jahren, in denen die MZ-Werbung abgesehen vom Produkt fast austauschbar war und vor allem mit dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis der Maschinen warb, holt Tchibo mit den Enfields eine große Portion Lifestyle in seine virtuellen Showrooms. Bei dem Wert, der auf die Beschreibung der handwerklichen Produktion gelegt wird, könnte man Tchibo fast mit Manufactum verwechseln.
Man könnte Tchibo glatt mit Manufactum verwechseln
Da heißt es über die indischen Kräder, "alle Schrauben und Muttern werden von Hand eingesetzt und festgezogen. Die goldenen Zierlinien auf dem Benzintank werden äußerst kunstvoll mit einem Schlepppinsel von Hand gezogen. Sogar der finale Probelauf ist Handarbeit – nach alter traditioneller Weise – durch eine persönliche Probefahrt auf der Teststrecke." Die Bikes seien daher: "eine Ausnahmeerscheinung in der Welt der seelenlosen Massenproduktion. Ein Motorrad, das so wunderbar gegen den Strom der mit komplizierter Elektronik überladenen und mit Plastik verkleideten Hightech-Bikes anschwimmt."
Doch ist das alles gar keine Tchibo-Werbung, wie man vielleicht meinen möchte, sondern der Standardtext, den Royal Enfield selbst für den Verkauf in Deutschland in Auftrag gegeben hat und der auch bei den anderen Verkäufern der Marke wörtlich so zu lesen ist. Wer eine Royal Enfield erwerben möchte, sollte übrigens nicht zum nächsten Tchibo-Kaffee-Stützpunkt gehen. Anders als Schals, Küchengeräte oder Radiowecker werden die Maschinen nicht in den Läden stehen. Tchibo reicht Interessenten lediglich an die nächsten Royal Enfield Verkaufsstützpunkte weiter.
Dort ist dann eine Probefahrt möglich und auch der weitere Ablauf obliegt dem Enfield-Spezialisten. Den Kunden möchte man nicht, wie gewohnt, mit günstigen Tarifen locken, sondern bietet ihm stattdessen einen – wie wir meinen – hipstertauglichen Royal Enfield Jethelm in schwarz/weiß oder weiß/schwarz im Wert von 99,99 Euro sowie vier statt der üblichen zwei Jahre Garantie auf das handgeschraubte Eisen.
Während Ersteres eher Geschmackssache ist, könnte die Garantieverlängerung einen gewissen Charme besitzen. Vielleicht rechnet Tchibo bei diesem Angebot mit Hipstern, die auf ihren Wegen zur Eisdiele auf ihren roten Café Racern (hier gehts zu unserem Fahrbericht) mal locker die 500 Kilometer pro Saison voll machen. Es soll allerdings auch Royal Enfield-Fahrer geben, die richtig Strecke schrubben. Für die ist so ein Kaffee-Racer von Tchibo wegen der Garantieverlängerung vielleicht tatsächlich ein lohnender Tipp. (fpi)