Audi A3 Sportback g-tron: Das Stromgasauto

Rückenwind für Klimaschoner

Nach den elektrischen e-tron-Modellen bringt Audi den A3 Sportback g-tron. Das "g" steht für Gasantrieb, was ohne Audis neues Windgas an sich nichts Besonderes wäre. Mit einem Abonnement kann man den g-tron – zumindest indirekt – mit klimaneutralem Gas aus emsländer Windkraft betreiben

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Audi stellt in Genf den A3 Sportback g-tron mit Erdgastanks vor. 11 Bilder
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Von
  • Florian Pillau

Ingolstadt, 1. März 2013 – "-tron" entwickelt sich bei Audi vom bloßen Elektroauto-Kennzeichen zum Über-Label für fortschrittliche Antriebsalternativen. Nach den elektrischen e-tron-Modellen bringt Audi Ende des Jahres 2013 den A3 Sportback g-tron. Das "g" steht für Gasantrieb, was ohne Audis neues Windgas an sich nichts Besonderes wäre. Mit einem Abonnement kann man den g-tron – zumindest indirekt – mit klimaneutralem Gas aus emsländer Windkraft betreiben. Und das besteht wiederum aus CO2, das mithilfe von Ökostrom in Erdgas veredelt wurde. Verwirrend? Dann nochmal alles der Reihe nach.

Bivalentes Erdgasmobil

Zwei Tanks unter dem Gepäckraumboden des A3 Sportback g-tron können je sieben Kilogramm Erdgas unter maximal 200 bar Druck speichern. Die Reservoirs bestehen aus drei Schichten, bei denen Polyamid, kohlenstoffverstärkter Kunststoff (CFK) und glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) zum Einsatz kommt. Ein elektronischer Gasdruckregler verringert den Druck des Gases in zwei Stufen auf etwa fünf bis neun bar je nach Leistungsabfrage. Bei leerem Gastank (unter zehn bar) wechselt das Motormanagement selbsttätig in den Benzinbetrieb.

Der A3 Sportback g-tron ist bivalent ausgelegt: Mit Gas geht es laut NEFZ-Angabe etwa 400 Kilometer weit, hinzu kommen weitere theoretische 900 Kilometer im Benzinbetrieb. Zwei Anzeigen im Kombiinstrument informieren über die Füllstände der Tanks. Zudem wird im Bordcomputer der Momentanverbrauch im aktuellen Betriebsmodus angezeigt. Nach dem Tanken und bei großer Kälte startet der Motor zunächst mit Benzin. Ersteres ist nötig zur Kalibrierung der Gaseinspritzung auf das Gas, Letzteres unterbindet Schwächeanfälle bei zu kaltem Motor. Es ist also nichts Besonderes an einem g-tron. Er ist aufgebaut wie jedes andere Erdgasfahrzeug. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass jedes andere Erdgasfahrzeug ebenfalls Windstrom tanken kann. Nach den Plänen von Audi, den Windstrom über die Erdgastankstellen zu vertreiben, wird es so auch kommen. Mehr darüber weiter unten.

Dynamische Fahrleistungen bei 95 g/km CO2

Das Aggregat basiert auf dem 1.4 TFSI und leistet 110 PS, das maximale Drehmoment beträgt 200 Nm. In elf Sekunden geht es von null auf 100 km/h, maximal sind 190 km/h möglich. Modifiziert wurden Zylinderkopf, Turboaufladung, Einspritzanlage und Katalysator. Audi zufolge verbraucht der Viertürer weniger als 3,5 Kilogramm Gas auf 100 Kilometer, dabei beträgt der CO2-Ausstoß weniger als 95 Gramm.

Wie kommt der Nordsee-Windstrom in den g-tron-Tank?

Einige Windräder in der Nordsee und eine Stromgasanlage im emsländischen Werlte sind die Hauptbestandteile von Audis so genanntem "e-gas project". Der Windstrom von der Nordsee wird im ersten Schritt zur Elektrolyse, also der Spaltung in Sauerstoff und Wasserstoff, genutzt. Letzterer könnte als Treibstoff für Brennstoffzellenautos genutzt werden, noch fehlt aber die Infrastruktur. Deshalb erzeugt man durch die Reaktion des Wasserstoffs mit CO2 synthetisches Methan, das Audi nun als "e-gas" bezeichnet. Chemisch ist es identisch mit fossilem Erdgas. Beim Reaktionspartner CO2 handelt es sich um das Abfallprodukt einer Biogasanlage in der Nähe von Werlte. Der Kreislauf mit dem CO2 aus dem Auspuff ist damit indirekt geschlossen.

30 g/km CO2 mit E-Strom

Damit sie nun nicht immer zum Tanken nach Werlte fahren müssen, können die Besitzer eines Audi A3 Sportback g-tron ihr e-gas ganz normal über die öffentlichen Erdgastankstellen beziehen. Angedacht ist hierzu ein Abrechnungsverfahren, wie es für den Bezug von Ökostrom bereits seit Jahren existiert. Geht man nach den Zahlen, die Audi veröffentlicht, werden die Fahrer des Gas-A3 zu wahren Klimaschonern. Pro Jahr produziert Audi 1000 Tonnen e-gas und bindet dabei 2800 Tonnen CO2. Das soll der Menge entsprechen, die 224.000 Buchen pro Jahr aufnehmen. Jedes Jahr könnten bis zu 1500 Audi A3 Sportback g-tron jeweils 15.000 Kilometer CO2-neutral fahren. Selbst wenn man den Bau der Windkraftanlagen mit einrechnen würde, läge der CO2-Ausstoß bei unter 30 Gramm pro Kilometer. Wie viel das grüne A3-Gewissen kostet, verrät Audi noch nicht. (fpi)