Schluss mit lustig?

München, 29. Mai 2013 – Bei BMW ist derzeit einiges in Bewegung: Abschied vom vielgelobten, freisaugenden Reihensechszylinder, aufgeladene Dreizylinder, Modelle mit Frontantrieb, Elektroautos – eine der profitabelsten Marken der Welt versucht sich gerade neu zu erfinden. Doch nirgendwo dürfte der Wandel offensichtlicher werden als beim geplanten Van „Active Tourer“. Den soll es auch als XL-Version mit noch mehr Platz geben.

Zwei Längen

Der Van baut auf der neuen UKL-Plattform auf, die auch für den nächsten 1er und den neuen Mini genutzt werden soll. Das bedeutet unter anderem: Frontantrieb und Dreizylinder mit Turbolader. Mit zwei Radständen soll der Kunde die Wahl zwischen einem agileren und einem großzügig geschnittenen Modell haben. Der kurze BMW Active Tourer wird rund 4,35 Meter lang, bei der Langversion kann mit rund zwanzig Zentimeter mehr gerechnet werden. Damit wäre sie ein paar Zentimeter länger als der aktuelle 3er Touring. Der Klassenprimus VW Touran ist rund 4,40 Meter lang, der Opel Zafira Tourer mit knapp 4,66 m einer der längsten Vertreter in diesem Segment.

Dreizylinder auch im 3er?

Angetrieben wird der Van von neuen, aufgeladenen Dreizylindern. Ein Benziner mit 1,5 Litern Hubraum soll 136 PS leisten, ein gleichgroßer Diesel 116 PS. Diese Werte sind bislang allerdings nicht bestätigt worden und hinterlassen durchaus einige Fragezeichen. Der vor knapp zwei Jahren vorgestellte 1,6-Liter-Turbobenziner mit vier Zylindern leistet im 316i schließlich exakt das gleiche. Mottet BMW den nach nur zwei Jahren wieder ein? Oder leistet man sich zwei Motorenkonzepte mit ähnlicher Leistung, weil man den zahlungskräftigen Kunden im Dreier keinen Dreizylinder zumuten will? Doch bei einer ersten Vorstellung des Dreizylinders wurde ein Modell mit 180 PS gezeigt. Da 3er-Konkurrenten wie der Ford Mondeo oder die Mercedes C-Klasse mit dem nächsten Modellwechsel Dreizylinder bekommen sollen, wäre es durchaus denkbar, dass BMW bei den Basismotoren ähnliches vor hat.

Aussicht

Der Active Tourer dürfte es nicht leicht haben, denn in der angestrebten Klasse herrscht ein rauer Wind. Sie ist gut besetzt, zudem schauen Kunden hier stärker auf den Preis als in der Premium-Mittelklasse, wo BMW gut verankert ist und auf ein gehobenes Image setzen kann. Es ist auch kaum zu erwarten, dass die Bayern mit dem Active Tourer der Konkurrenz über sensationell günstige Angebote einheizen wollen. Stattdessen wird man wie so oft auf die Strahlkraft der Marke BMW setzen und hoffen, dass viele Kunden bereit sind, dafür mehr zu zahlen als für vergleichbare Modelle der Konkurrenz. (mfz)