Das mit Abstand sparsamste Team auf der e-miglia war ein dreirädriges Twike

Sparmeister: Effizienzpreis für Twike auf der e-miglia

Wenn es darum ging, zügig den Berg zu erklimmen, waren die vier mitfahrenden Twikes auf der e-miglia der Konkurrenz unter­legen. Doch beim Energie­verbrauch zeigten sie, wie sparsam ein „Elektroauto“ sein kann

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Von
  • ggo

München, 29. August 2012 – Ein bisschen Siegerfeiern leisten wir uns jetzt schon noch, denn das Team Twike hat es sich verdient. Auf der e-miglia, von der Kollege cgl angemessen subjektiv berichtet hat, nimmt das Twike eine Sonderstellung ein. Denn die Konstrukteure des Dreirads haben sich nie angemaßt, ein Auto nach gewohnten Maßstäben bauen zu wollen. Während viele Elektroautos überdimensioniert wirken, haben die Twike-Erbauer die technischen Grenzen der Elektromobilität von Anfang an respektiert – Ergebnis ist ein extrem leichtes und windschlüpfriges Dreirad, optimiert auf geringsten Energieverbrauch.

Sparsame Ingenieure

Das Twike-Team „young engineers“, es überrascht kaum, hat den Effizienzpreis der e-miglia gewonnen, kein offizieller e-miglia-Preis, sondern der Stadt St. Moritz zu verdanken. Toni und Alex Westermann aus Baden-Baden benötigten für die Strecke von rund 800 Kilometer eine Energiemenge von 47 kWh. Der Durchschnitt aller 20 teilnehmenden Fahrzeuge auf der e-miglia lag bei etwa 100 kWh. Flugs nachgerechnet: Für 100 Kilometer benötigten die badischen Brüder demnach knapp 5,9 kWh. Das ist fast ein Drittel dessen, was ein ausgewachsenes Elektroauto der Kompaktklasse benötigt – zugegeben Theorie, denn ein solches Auto gibt es in Großserie nicht. In dem prinzipiell serienmäßigen Twike war eine Lithium-Mangan-Batterie mit 10 kWh verbaut. Twike arbeitet bereits an einer neuen Batterie mit 13 kWh, mit der dann regelmäßige Alltagsreichweiten über 200 Kilometer locker machbar sind.

Diese Werte sind natürlich nur aufgrund des Zusammenspiels von wenig Gewicht (unter 300 kg), geringem Leistungsbedarf (Dauerleistung 3 kW) und niedriger Reibung möglich. Bei konventionell aufgebauten Autos sind sie illusorisch: Ein rein elektrischer Wagen der „Golf-Klasse“ wird nach Regeln konstruiert, die sich in Jahrzehnten verbrennungsmotorisch geprägter Mobilität entwickelt haben. Crashsicherheit, Komfort auf der Urlaubsreise, ein tolles Soundsystem und ähnliche Segnungen treiben das Gewicht in Regionen um 1500 Kilogramm. An diesen Dimensionen hat sich Twike nie orientiert, weil Elektroautos nun mal mit Batterien betrieben werden. Ihre geringe Energiedichte lässt lange Reichweiten nur zu, wenn das Fahrzeugkonzept hochgradig schlank und effizient ist, um auch die an sich schweren Batterien klein halten zu können.

Strampeln hält warm

Als ich vor einigen Jahren zum ersten Mal registrierte, dass man beim Twike mitstrampeln kann, war mir die Konsequenz des Gedanken gar nicht bewusst. Warum denn auch nicht? Man entlastet die Batterie (zugegeben, mehr als rund 100 Watt kann der Fahrer meist nicht beitragen), betreibt auf dem Weg zur Arbeit nebenbei etwas Frühsport und beheizt sich von innen, anstatt den wertvollen Antriebsstrom in Wärme umzuwandeln. Die Schärfe des Konzepts erinnert daran, wie viel Energie wir eigentlich verbraten – schlicht, weil wir es uns noch immer leisten können.

Beim Blick in die Preisliste zeigt übrigens ausgerechnet das so sparsame Twike, wo nach wie vor die Crux der Elektromobilität liegt: Die Preise für die Batteriemodule beginnen bei 5976 Euro für knapp 3,6 kWh (40 bis 80 km Reichweite) und reichen bis 17.750 Euro für 10,5 kWh – womit dann eine Reichweite von 120 bis 230 Kilometer erzielt wird. Da kann man nur für die Zukunft nur auf einen fairen und offenen Markt für die Batterietechnik hoffen, damit Twike von Preissenkungen genauso profitieren kann wie die großen Automobilhersteller. Sie profitieren bereits von Preisen, an denen "die Kleinen" ganz offenkundig nicht teilhaben können. (ggo)