Studie: Biokraftstoff gehört die Zukunft

Um die Kraftstoff-Sorte Super E10 mit zehn Prozent Ethanol machen die meisten Autofahrer bis heute einen Bogen. Doch den Bio-Kraftstoffen der nächsten Generation gehört die Zukunft, ergab eine Studie im Auftrag von Shell.

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Von
  • Martin Franz

Trotz des E10-Debakels und heftiger Kritik von verschiedenen Seiten werden Biokraftstoffe künftig eine bedeutende Rolle spielen. Das ergab eine Studie des Energiekonzerns Shell gemeinsam mit zwei wissenschaftlichen Instituten, die am Dienstag in Hamburg vorgelegt wurde. Der neue Sprit soll dann nicht mehr aus Pflanzen hergestellt werden, die auch als Nahrungs- oder Futtermittel dienen, sondern aus Rest- und Abfallstoffen. Danach könnten Biokraftstoffe bis zum Jahr 2030 rund 20 Prozent und bis 2050 sogar 70 Prozent des Kraftstoffbedarfs in Deutschland abdecken. Voraussetzung sei allerdings, dass massiv in die großtechnische Entwicklung von Biokraftstoffen der nächsten Generation investiert werde. Dazu seien zusätzliche Anreize notwendig.

Kraftstoffe für Pkw-Motoren könnten künftig auch aus Abfall gewonnen werden.

(Bild: Aral)

Gegenwärtig machen Biokraftstoffe in Deutschland einen Anteil von 5,6 Prozent und in Europa von 4,5 Prozent am Kraftstoffverbrauch aus. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Biokraftstoffe der 1. Generation. Bis 2020 will die EU den Anteil erneuerbarer Energien – das sind nicht nur Biokraftstoffe – im Straßenverkehr auf zehn Prozent steigern. „Das ist ein sehr ambitioniertes Ziel“, sagte Shell-Chefvolkswirt Jörg Adolf. Biokraftstoffe müssten dazu den wesentlichen Beitrag leisten. Erst später jedoch bricht das Zeitalter der Biokraftstoffe richtig an: Wenn Stroh und Holz, Getreidereste und Abfallstoffe zu Energie umgewandelt werden können.

Die Technik dafür ist schon heute teilweise entwickelt, sie wird aber nur in kleinem Maßstab ausprobiert. Die Kraftstoffe sind doppelt so teuer wie Benzin oder Diesel aus Öl. „Ohne zusätzliche Förderung sind solche Biokraftstoffe der 2. Generation nicht marktfähig“, sagte Uwe Fritsche vom Institut IINAS, einer der Autoren der Studie. Es seien erhebliche Investitionen im Milliardenbereich erforderlich, die unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht refinanzierbar seien. Daher müsse sich die EU entscheiden, ihre Förderprioritäten anzupassen. „Bei der aktuellen Marktsituation und Gesetzeslage gibt es keine Weiterentwicklung“, sagte Fritsche. Mit der 2. Generation könnten Biokraftstoffe nach der Studie einen erheblichen Beitrag zur Energiewende leisten, der Umstellung der Versorgung auf erneuerbare Energien. Im Jahr 2050 würden Biokraftstoffe rund 15 Prozent des heutigen Primärenergieverbrauchs abdecken, der zudem bis dahin nochmals deutlich sinken soll. (dpa) (mfz)