Studie beziffert Mortalität durch NOx-Überschreitung

Eine neue Studie quantifiziert die Auswirkungen der überhöhten Stickoxid-Emissionen auf die Gesundheit. Sie rechnet den NOx-Emissionen, die über die gesetzlichen Grenzwerte hinausgehen, im Jahr 2015 knapp 38.000 vorzeitige Todesfälle zu, 11.400 davon in der Europäischen Union

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Studie beziffert Mortalität durch NOx-Überschreitung
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Von
  • Florian Pillau

Eine heute (15. Mai 2017) in der Zeitschrift Nature veröffentlichte Studie quantifiziert die Auswirkungen der überhöhten Stickoxidemissionen (NOx) auf die Gesundheit in den wichtigsten Diesel-Märkten. Das Team um Susan Anenberg von der Organisation Environmental Health Analytics (LLC) in Washington rechnet den NOx-Emissionen, die über die gesetzlichen Grenzwerte hinausgehen, im Jahr 2015 knapp 38.000 vorzeitige Todesfälle zu, von denen rechnerisch 11.400 in der Europäischen Union aufgetreten sind. Damit dürfte sie neue Argumente für die Diskussion über eine strengere Einhaltung der existierenden Vorschriften liefern.

Neue Erkenntnisse aus RDE-Messungen ermöglichten jetzt Hochrechnungen zur Belastung.

(Bild: DUH)

Stickstoffoxid-Emissionen von Autos, Lastwagen und Bussen sind ein wichtiger Beitrag zu Todesfällen durch Luftverschmutzung. Besonders durch den Abgasbetrug durch Volkswagen ist diese Tatsache in den vergangenen eineinhalb Jahren ins öffentliche Bewusstsein getreten. Eine quantitative Einschätzung der Auswirkungen von realen Diesel-Emissionen auf die öffentliche Gesundheit und die Umwelt fehlte bis jetzt allerdings.

Die Studie stellt fest, dass in den 11 größten Dieselfahrzeugmärkten weltweit die Dieselfahrzeuge im Jahr 2015 13,1 Millionen Tonnen NOx unter realen Fahrbedingungen ausstießen. Etwa ein Drittel davon, also 4,6 Millionen Tonnen, resultieren aus der der Überschreitung der Grenzwerte der Fahrzeug-Emissionsnormen. Sie konnte für das Jahr 2015 insgesamt 107.600 vorzeitigen Todesfälle mit NOx-Emissionen von Dieselfahrzeugen in Zusammenhang bringen. Davon waren etwa 38.000 auf NOx-Emissionen durch die Überschreitung der Grenzwerte zurückzuführen.

Anenberg und ihre Kollegen nutzten die inzwischen in RDE-Messungen gesammelten Erkenntnisse über den Mehrausstoß und benutzten bereits bewährte Rechenmodelle zur Ausbreitung von Schadstoffen, um den über den Grenzwerten liegenden Ausstoß abzuschätzen. So berechneten sie die Folgen für die elf größten Märkte für Dieselfahrzeuge Australien, Brasilien, China, die 28 EU-Staaten, Indien, Japan, Kanada, Mexiko, Russland, Südkorea und die USA. In diesen Ländern und Regionen wurden 2015 rund 80 Prozent aller Dieselfahrzeuge verkauft.

„Nutzfahrzeuge und Busse trugen weltweit mit 76 Prozent am meisten zur Überschreitung der NOx-Emissionen bei und nur fünf Märkte (China, Indien, die EU, Brasilien und die USA) produzierten 90 Prozent davon. In der EU hingegen, wo Diesel-Pkw erheblich weiter verbreitet sind, verursachen diese rund 60 Prozent des Mehrausstoßes an Stickoxiden pro Jahr. „Europa erleidet die größte Gesundheitsbelastung durch eine Überschreitung der Diesel-NOx-Emissionen“, sagt der Leiter des Clean Air Program beim ICCT und Mitautor Ray Minjares. Rund die Hälfte der 28.500 vorzeitigen Todesfälle durch Stickoxid aus Dieselabgasen in der EU, nämlich rund 11.400, entfallen demnach auf den überhöhten Ausstoß durch die Überschreitung der Abgasgrenzwerte.

Die Studie rechnet aufgrund der erhobenen Daten hoch, dass die Auswirkungen aller realen Diesel-NOx-Emissionen bis 2040 auf rund 184.000 frühe Todesfälle weltweit wachsen kann, wenn die Regierungen nicht handeln. In einigen Ländern könnte die Umsetzung der aktuellen Standards die Situation erheblich verbessern. „Weltweit ist die wichtigste Maßnahme wäre dabei eine konsequent richtige Umsetzung des Euro-VI-Standards für schwere Nutzfahrzeuge. Gepaart mit dem beschleunigten Austausch der Flotte, könnte das die Überschreitungen bei den Diesel-Nox-Emissionen nahezu eliminieren“, sagte Peter Mock, ICCT-Geschäftsführer für Europa. (fpi)