Test: Alfa Romeo Giulia 2.2D

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Definitiv nicht mithalten kann die Giulia im Platzangebot im Fond und beim Kofferraumvolumen. Schon mit meinen knapp über 1,80 m Körpergröße komme ich in unangenehmen Kontakt mit dem Dachhimmel. Der Testwagen war aber mit dem aufpreispflichtigen Panoramaglasschiebedach ausgestattet, das ein paar Zentimeter Kopffreiheit frisst. Die Kniefreiheit reicht für mich hinter dem auf mich eingestellten Fahrersitz zwar gerade noch aus, Größergewachsene bekommen aber definitiv Probleme. Das Kofferraumvolumen bewegt sich mit 480 Litern im Segmentdurchschnitt. Auch durch die im Verhältnis 40:20:40 klappbare Fondrückenlehne (Serie beim Veloce, ansonsten 350 Euro Aufpreis) wird die Giulia nicht wirklich multifunktional. Im Topmodell Quadrifoglio gibt es die Durchlademöglichkeit gar nicht.

Start im Lenkrad

Inzwischen ist einem das Wasser im Mund zusammengelaufen und erwartungsvoll drückt man den Start-Stopp-Knopf. Vorausgesetzt man hat ihn gefunden, denn er sitzt wie im Ferrari etwas ungewöhnlich im Lenkrad. Das ist ein nettes Rennsportzitat. Und dann meldet sich der Vierzylinderdiesel mit 2,1 Litern Hubraum und 210 PS kernig zum Leben. Er nagelt deutlicher als die vergleichbaren BMW, Audi und Mercedes. Das passt zur Giulia, denn dafür liefert der Motor auch ordentlich Druck. Zwar ist eine kleine Anfahrschwäche zu überwinden, danach geht es aber um so rasanter zur Sache und man fährt erst mal schneller als man eigentlich wollte. In 6,8 s sind 100 km/h erreicht, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 235 km/h.

Die sinnliche Darbietung dieser Leistungswerte mag dem ein oder anderen zu hektisch sein, dem Freund dynamischen Autofahrens zaubert sie aber schon kurz nach dem Anfahren ein Grinsen ins Gesicht. Die ZF-Achtgang-Automatik tut hier ebenso hervorragend ihren Dienst wie im BMW 3er. Mit schnellen und geschmeidigen Gangwechseln unterstützt sie das sportliche Fahren. Die Schaltpaddles am Lenkrad dienen nur der Folklore, man kann der Automatik in jeder Situation vertrauen. Sie hat immer die richtige Übersetzung parat. Mit dem heckbetonten Allradantrieb, der nur bei Schlupf über ein elektronisch gesteuertes Verteilergetriebe einen Teil der Schubkraft an die Vorderachse leitet, ist immer genügend Traktion vorhanden.

„Nochmal!“

Eine wahre Freude ist es, mit der Giulia Serpentinenstrecken zu fahren. Mit der wunderbar balancierten und exakten Lenkung filetiert man sich jede Kurve zu einem genüsslichen Happen. Die Lenkkräfte sind trotz der Exaktheit weniger hoch als in einem BMW. Dabei liegt die Giulia sportlich straff und ist durchaus fein abgestimmt. Gullideckel kommen ein wenig polternd durch, aber ansonsten scheint sich der Alfa auf der Straße festzusaugen. Je höher die Geschwindigkeit, umso geschmeidiger spricht die Federung an. Nach jeder Kurve scheint die Giulia wie ein lachendes Kleinkind in die Hände zu klatschen und „Nochmal!“ zu rufen. Mit allen Sinnen lässt einen diese gelungene Sportlimousine die Fahrfreude aufsaugen.