Test Suzuki Ignis 1.2 Dualjet Allgrip

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Nun tritt gerade in zügig gefahrenen, engen Radien ein Phänomen auf, das einigen Verkäufern noch nachgelagerte Kundengespräche bescheren könnte. Die Verspannung durch die Fast-Voll-Sperrung der Viskokupplung wegen der dann stark unterschiedlichen Achsdrehzahlen bauen dann die (meist die kurveninneren) Räder unter für Laien höchst beunruhigenden „Kronkkronkkronk“-Geräuschen ab. Uns stört’s nicht, wir wissen ja, dass das harmlos ist und vergeben hier guten Gewissens abermals die Note „charakterstark“.

Hilfe in steilen Passagen

Diese täglich spürbare Rustikalität des Antriebs geht glücklicherweise einher mit seiner Leistungsfähigkeit, sobald man ihn mal braucht. Freilich ist der Ignis bereits durch sein Fliegengewicht von nur 945 Kilogramm und den kurzen Radstand weit im Vorteil, doch ist die Traktion so gut, dass er nicht nur eine Winterempfehlung bekommt, sie ist auch eine echte Hilfe in steilen Schlammpassagen, wo dank der hinteren Starrachse die Räder noch länger am Boden bleiben, um die Kraft auch übertragen zu können. Auf Tastendruck deeskaliert eine Zusatzfunktion des ESP das Durchdrehen entlasteter Räder, was die Kletterfähigkeit weiter steigern hilft. Suzuki überschreitet hier sogar die Grenze, ab der man sich eine Geländeübersetzung wünscht. Damit liegt er auf einem ähnlich hohen Niveau wie das inzwischen ebenfalls lifestylish angehübschte, aber immer noch authentische Bauernauto Fiat Panda 4x4, der in etwa das Gleiche, aber mit einer aktiven Lamellenkupplung und hinterer Einzelradaufhängung erreicht.

Passend zu den guten Geländefähigkeiten hat Suzuki dem Ignis sogar eine ESP-basierte Bergabfahrhilfe mitgegeben, über die sich jeder freut, der den steilen Hügel erklommen hat und in unebenem Terrain noch steiler wieder absteigen muss. Sie hält den Wagen mit selektiven Bremseingriffen besser in der Spur als es ein ungeübter Fahrer mit der Lenkung könnte.

Bei aller Freude etwas ungeschickt finden wir die Reifendimension von 175/60R16. Damit kann man sich zwar über große Räder im Verhältnis zum Auto freuen, bekommt allerdings so gut wie keine traktionsorientierte Reifen und hat auch unter normalen Bestückungen nur eine minimale Auswahl. Notfalls hilft eine Fahrt zu einer Kfz-Prüfstelle oder einem Reifendienst, wo einem engagierte Ingenieure oder findige Verkäufer alternative Bestückungen empfehlen können.

Fazit

Die Eingangsfrage nach seiner SUV-Haftigkeit kann uns der Ignis immer noch nicht besser beantworten, über die Jahrzehnte hat sich eigentlich nur der Stil geändert. Vielleicht ist er richtig für bestimmte Bewohner steiler Städte, in denen öfter mal der Schnee liegenbleibt. Gar nicht wenige Ignis der vergangenen Generation, deren Verkauf ja bereits vor zehn Jahren eingestellt wurde, sieht man immer noch in den Tälern der Alpen. Sicher würde er sich auch gut machen auf den kleinen Nebenstrecken des Apennin. Aber hier hat ja der Panda sein Revier. Egal, wo er sich durchsetzen kann, wird die Nische für den Allgrip eng bleiben: Ernsthafte Geländeaufgaben geht man richtig kompetent mit dem Suzuki Jimny an und für einen großen Rest der Aufgaben genügt die Frontantriebsversion. Immerhin hat er neben dem mutigen Ansatz bei der Stylingaufgabe einen großen Fortschritt bei Fahrbarkeit und Sparsamkeit gemacht. (fpi)