Toyota erprobt Brennstoffzellenbusse als "Notstromgeneratoren"

Toyota testet seit einiger Zeit mit Wasserstoff betriebene Busse und hat nun ein System entwickelt, um sie als Stromlieferant für Notfälle verfügbar zu machen

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Von
  • ggo

Das so genannte Smart Grid ist ein wichtiger Zusatznutzen der Elektromobilität, denn Elektrofahrzeuge können darin dem Stromnetz bei Bedarf Energie zurückgeben. Elektroautos werden zu Energiepuffern im öffentlichen Stromnetz. Zwar sind sich die Fachleute noch uneinig, ob dies überhaupt praktikabel ist – schließlich werden der Fahrzeugbatterie damit weitere Lade- und Entladezyklen zugemutet, die ihre Lebensdauer beeinträchtigen können. Aber auch der Gedanke des Smart Grids ist beliebig skalierbar, man könnte die Pufferung zum Beispiel nur auf Notfallszenarien beschränken, wenn etwa die Netzstabilität bedroht ist.

(Bild: Toyota)

Toyota weitet den Gedanken sogar auf Brennstoffzellenfahrzeuge aus. Schon seit einiger Zeit testet der Hersteller mit Wasserstoff betriebene Busse und hat nun ein System entwickelt, um die Busse als Stromlieferant für Notfälle verfügbar zu machen. Ein jüngst vorgestellter Brennstoffzellenbus ist dazu in der Lage, 100 Volt Gleichspannung zur Verfügung zu stellen, wobei die Leistung kurzzeitig 3 kW und dauerhaft 1,5 kW betragen kann. Mit einer Tankfüllung Wasserstoff kann der Bus beispielsweise Computer in einer Katastrophenleitstelle für mehr als 100 Stunden mit Energie versorgen. Außerdem entwickelt Toyota einen weiteren Brennstoffzellenbus, der an ein bestehendes Stromnetz in einem Gebäude angeschlossen werden kann. Mit maximal 9,8 kW könnte ein Gebäude für 50 Stunden mit Strom versorgt werden. Das V2H (Vehicle 2 Home) genannte System soll genügend Energie liefern, um die elektrischen Geräte im Haus zu versorgen.

Für reine Elektro- und Plug-in Hybrid-Fahrzeuge von Toyota befinden sich V2H-Systeme bereits seit Mitte 2012 bei 40 Haushalten in der Testphase. Diese Systeme erlauben den Stromfluss vom Auto zum Haus aber auch umgekehrt. In Kombination mit dem HEMS (Haus Elektrik Management System) wird die Traktionsbatterie "intelligent" als Speicher für die hauseigene Fotovoltaik oder andere nachhaltige Stromerzeuger nutzbar gemacht.

Bei der Brennstoffzelle funktioniert der Energiefluss nur in eine Richtung. Stromspitzen können nicht dazu genutzt werden, um wieder Wasserstoff in den Tank des Busses zu "pumpen". Die Erzeugung von Wasserstoff lässt sich zentral besser bewerkstelligen, zumal der so erzeugte Energieträger natürlich wieder von Fahrzeugen getankt werden. Das Toyota-Konzept kann somit nur Lastspitzen abfangen, welche aber Japan derzeit auch mehr beschäftigen dürften als Erzeugungsspitzen. Bei der geplanten weitgehenden Abschaltung von Kernkraftwerken könnten mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge quasi die Rolle von Generatoren übernehmen. Ansonsten sind es vollwertige Fahrzeuge, die dank der vergleichsweise hohen Energiedichte von Wasserstoff besser für lange Fahrten taugen als Elektroautos. (ggo)