Toyota enthüllt die Serienversion seines Brennstoffzellen-Fahrzeugs FCV

Toyota steigt in den Ring

Brennstoffzellenautos von Toyota sollen ab 2015 auch auf deutschen Straßen rollen. Mit dem angekündigten Marktstart eines Serienmodells setzt der Autoriese Akzente und die Konkurrenz unter Zugzwang. Aber auch die arbeitet an der neuen Antriebstechnik

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  • Florian Pillau

Tokio/Köln, 25. Juni 2014 – Der weltgrößte Autobauer Toyota will der Brennstoffzellen-Technik mit aller Macht zum Durchbruch verhelfen. Früher als geplant bringt der japanische Branchenprimus bereits im kommenden Frühjahr erstmals ein solches Auto auf den Markt. Die Limousine wird ab April zunächst in Japan zum Stückpreis von rund sieben Millionen Yen (etwa 50.000 Euro) angeboten, gab der Autobauer am Mittwoch in Tokio bekannt. Damit ist das Auto deutlich günstiger als anfangs erwartet, was unter anderem einer von Toyota entwickelten Brennstoffzelle zu verdanken sein soll, die ohne zusätzlichen Membran-Befeuchter auskommt.

Auf diese Weise hoffen die bereits mit Hybrid-Antrieben erfolgreichen Japaner, die Antriebstechnik zu verbreiten und den Markt anzuführen. Im Sommer 2015 soll das Fahrzeug dann auch in den USA sowie Europa auf den Markt kommen. In Deutschland gehe Toyota mit einer limitierten Serienproduktion von einigen 100 Fahrzeugen an den Start, erläuterte ein Sprecher von Toyota Deutschland. Über den Prototypen konnten wir erst kürzlich ausführlich berichten.

Deutlich günstiger als erwartet

Seit mehr als 20 Jahren forscht der japanische Konzern an der Brennstoffzellentechnik. Das Antriebssystem des FCV besteht aus zwei Hochdruck-Wasserstofftanks, die in drei Minuten gefüllt sein sollen und sogenannten Brennstoffzellen-Stacks, die bei der chemischen Reaktion von Wasser- und Sauerstoff Elektrizität produzieren. Die wird bedarfgeregelt erzeugt und treibt einen Elektromotor an. Toyotas Limousine bietet nach eigenen Angaben eine ähnliche Reichweite und Fahrleistungen wie konventionell angetriebene Modelle von 700 Kilometern im Japan-Zyklus, was etwa 600 km im NEFZ entspricht. Der Vorteil der Brennstoffzellen-Technologie ist, dass beim Betrieb des Fahrzeugs lokal lediglich Wasserdampf ausgestoßen wird. Wie umweltbelastend hingegen der Wasserstoff erzeugt wird, hängt immer vom jeweiligen Energiemix zwischen den Extremen Braunkohle, Solar- und Kernenergie ab - wie bei jedem anderen Elektrofahrzeug auch.

Doch die Konkurrenz schläft nicht: Stück für Stück tasten sich auch andere Autobauer an den großen Wurf mit der Brennstoffzelle heran. Der südkoreanische Hersteller Hyundai will bis 2015 auf 1000 Exemplare seines Kompakt-SUV ix35 mit Wasserstoff-Antrieb kommen. Danach peilen die Asiaten eine auf 10.000 Stück limitierte Produktion an. Der erste Wagen rollte Anfang 2013 aus dem Werk. Honda plant ebenso wie Toyota für 2015 ein Serienmodell mit Brennstoffzelle.

Schon 2010 schickte Daimler in einem ersten Testlauf 200 Exemplare seiner B-Klasse mit Wasserstoff-Antrieb auf die Straße. Zusammen mit Nissan und Ford arbeiten die Stuttgarter an der weiteren Entwicklung und wollen von 2017 an im größeren Stil loslegen. Binnen einer Modellgeneration von sieben Jahren planten die Partner die Produktion von 100.000 Autos, sagte ein Daimler-Sprecher am Mittwoch.

Im Gegensatz zu klassischen E-Autos mit Batteriespeicher bieten Wasserstoff-Mobile ähnliche Reichweiten wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Allerdings sind Wasserstoff-Tankstellen bislang Mangelware. Zusammen mit Partnern wie dem Mineralölkonzern Shell und dem Industriegase-Spezialisten Linde will Daimler deswegen das Netz bis 2023 von zuletzt nur 15 Stück auf immerhin 400 Tankstellen ausbauen.

(mit Material der dpa) (fpi)