Überlange Lkw: Einjähriger Feldversuch geplant

Überlange Lkw: Einjähriger Feldversuch geplant

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Von
  • ssu

Über 25 Meter lange Lastwagen sollen sich bald über deutsche Straßen bewegen dürfen – und zwar im Rahmen eines bundesweiten Feldversuchs von einem Jahr Dauer. Eine entsprechende Arbeitsgruppe, die das Projekt konzipieren soll, habe heute ihre Arbeit aufgenommen, teilte das Bundesverkehrsministerium (BMVBS) mit. Am Tisch sitzen neben Beamten des BMVBS Vertreter der obersten Verkehrsbehörden der Länder sowie der Bundesanstalt für Straßenwesen.

Der Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik, Andreas Scheuer, erklärte, dass man mit dem Projekt „Neuland“ betrete: „Wenn es machbar ist, wollen wir so immense Erleichterungen für den Güterverkehr schaffen. Klar ist aber auch: Es darf keine Risiken für Verkehrssicherheit und Infrastruktur geben.“ Die "Lang-Lkw" würden sich vor allem auf dem übergeordneten Straßennetz bewegen, zum Beispiel sei eine Streckenführung über höhengleiche Bahnübergänge ausgeschlossen, und die langen Lastwagen würden nicht im grenzüberschreitenden Verkehr eingesetzt.

Die Arbeitsgruppe soll zunächst die Anforderungen an Fahrer, Fahrzeuge sowie die Routen und die wissenschaftliche Begleitung festlegen. Der nächste Schritt wird dann eine Ausnahmeverordnung sein, die das BMVBS nach Anhörung der Länder erlassen wird. Dann soll auch der Starttermin festgelegt werden. Die ministerielle Ausnahmegenehmigung dient dazu, aufwendige Genehmigungsverfahren zu vermeiden.

Lang-Lkw wirken auch vor einer Messe-Halle beeindruckend groß: Dieses Exemplar war auf der IAA Nutzfahrzeuge im Herbst 2008 in Hannover zu Gast.

In einer ersten Stellungnahme zum Feldversuch mit den von ihm so genannten XXL-Trucks verlangte der ADAC, dass das Pilotprojekt keine „Schauveranstaltung auf Autobahnen“ bleiben dürfe, vielmehr müsse der Versuch ein seriöses Urteil über die von den Lang-Lkw ausgehenden Risiken ermöglichen. Eine Begrenzung der Versuchsfahrten auf die Autobahnen wie bei früheren Tests in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen lehnt der Automobilclub ab.

„Bei einer dauerhaften Zulassung der neuen Groß-Lkw wird es nicht ausbleiben, dass diese Fahrzeuge auf Landstraßen mit Ortsdurchfahrten unterwegs sind. Deswegen müssen die Risiken vor allem im untergeordneten Straßennetz ausgelotet werden“, verlangte ADAC-Vizepräsident Ulrich Klaus Becker. Besondere Gefahren durch die XXL-Lkw sieht der ADAC beim Befahren von Ortsdurchfahrten sowie an Kreisverkehren und beim Abbiegen an Kreuzungen. Größere Risiken entstünden namentlich für Pkw auf Landstraßen, wo schon das Überholen normal langer Lkw gefährlich sei.

Die maximale Länge für Lkw beträgt in der EU generell für Sattelzüge 16,5 Meter, Gliederzüge (Lkw mit Anhänger) dürfen bis zu 18,75 Meter lang sein. In manchen Mitgliedstaaten sind aber bereits XXL-Trucks mit einer Maximallänge von 25,25 Metern und und bis zu 60 Tonnen Gesamtgewicht unterwegs. Vom Bundesverkehrsministerium hieß es aber heute, dass die Lang-Lkw im Feldversuch ein Gesamtgewicht das – in Deutschland generell für Lkw geltende – Maximalgewicht von 40 Tonnen nicht überschreiten dürfen. (ssu)